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Auseinandersetzung mit fernöstlichen Lehren
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Aus der Diskussion mit 
einem Anhänger fernöstlicher Weisheit
Ich finde das Ergebnis Deiner Überlegungen 
("  Alles, was wir durch unseren Verstand erleben, ist nicht real. Es ist eine 
Täuschung"  )  und dessen Herleitung diskussionsbedürftig. Jedenfalls in meinem 
Fall muss ich die von Dir geäußerte Hoffnung, dass jemand Dir folgen konnte, 
enttäuschen.  
 
Du führst in Deinem Beispiel ("  Warum steht da ein Haus?"  ) vor, dass man an jede 
Erklärung, warum etwas  so ist, wie es ist, eine weitere "Warum-Frage"   
anschließen kann, so dass sich theoretisch eine endlose Kette ergibt. Du stellst 
dazu fest, dass man eine "Ursache niemals bis zu der ersten Ursache 
zurückverfolgen kann".  
 
Du folgerst dann weiter: Da wir unser "Wissen nicht bis auf den ersten Ursprung 
zurückverfolgen können", ist es kein Wissen. "Wenn wir aber den ersten und damit 
'wahren' Ursprung nicht kennen, können wir doch auch nicht von 'Wissen' 
sprechen."    
 
Du präsentierst dann das Ergebnis, dass das verstandesmäßige Wissen eine 
Täuschung ist. 
 
Deine gedankliche Konstruktion steht und fällt mit der Annahme, dass ich die "wahre"   Ursache für ein Ereignis nur dann kenne, wenn ich die "erste"   Ursache, 
den "wahren"   Ursprung dieses Ereignisses kenne. Dies leuchtet mir keineswegs 
ein.  
 
Es macht zwar oft Sinn, nach den so genannten "tieferen"   Ursachen zu fragen, 
aber wie weit man mit der Ursachenforschung zurückgehen sollte, hängt von dem 
Problem ab, in dessen Zusammenhang die Frage aufgeworfen wurde. Es macht deshalb 
Sinn, wenn man zurückfragt: "Wozu willst Du das wissen?"   und so den Problembezug 
zu erfahren. Entsprechend weit kann man die Kette der Ursachen dann 
zurückverfolgen. 
 
Dazu ein Beispiel: Angenommen, ich schlafe schlecht im Hotelbett und frage nach 
der Ursache dafür. Dabei stelle ich fest, dass das Bett völlig durchhängt. Ich 
lasse mir ein anderes Bett aufstellen und die folgende Nacht schlafe ich gut. 
Durch die Beseitigung der Ursache habe ich die Schlafstörung abgestellt. Das ist 
für mich genug des Wissens, da das Problem, dem meine Frage entsprang, gelöst 
wurde. Ich kann nicht erkennen, was daran Täuschung sein soll.  
***
Ich hatte in meinem Beispiel angenommen, 
dass ich schlecht geschlafen habe, weil das Bett durchhing. In Deiner Antwort 
sagst Du nun, dass wir gar nicht wissen können, ob das Bett real existiert, weil 
wir nicht wissen, ob das, was unsere Sinne wahrnehmen, real ist oder nur eine 
Halluzination darstellt.  
 
Ich stimme Dir zu, dass bei Menschen vermeintliche Wahrnehmungen der 
Wirklichkeit vorkommen können, die keine sind. Dazu gehören z. B. Einbildungen, 
Halluzinationen, Träume, Wahnvorstellungen.  
Ich bin jedoch der Meinung, dass die Menschen, sofern sie nicht geistesgestört – 
also "wahn"  -"  sinnig"   - sind, über Möglichkeiten verfügen, derartige 
Bewusstseinsinhalte von Sinneswahrnehmungen zu unterscheiden.  
 
Wenn ich mir z. B. nicht sicher bin, ob ich mir nur einbilde, ein bestimmtes 
Geräusch – z. B. einen Pfeifton - zu hören oder ob es wirklich pfeift, so kann 
ich einen anderen Menschen fragen: "Hörst Du auch einen Pfeifton?"    Wenn er dies 
verneint, so begründet dies Zweifel, ob es tatsächlich pfeift. ("  Ja spinne ich 
denn?"  ) 
Wenn ich dann alle Türen und Fenster schließe und es pfeift unverändert 
laut in meinem Ohr, wenn ich schließlich in einen anderen Raum gehe, und es 
pfeift weiterhin unverändert, dann kann ich daraus schließen, dass ich keinen 
realen Pfeifton höre, sondern dass dieser Ton durch meine Gehörnerven selber 
hervorgerufen wird, dass ich also unter einem "Tinnitus"   leide. 
 
Und wenn wir nachts aus einem intensiven Alptraum aufwachen, so dauert es 
gewöhnlich nur wenige Sekunden, um nach Einschalten des Lichtes erleichtert 
festzustellen: "Ich liege zu Hause in meinem Bett und der Sturz in den Abgrund 
war nur geträumt."    
 
Wir kennen auch Bedingungen, die derartige Wahnvorstellungen verursachen können, 
wie z. B. hohes Fieber (".. siehst Vater Du den Erlkönig nicht?"  ), halluzinogene 
Drogen (der LSD-Trip im Film "Easy rider"  ), extremer Schlafmangel, Hunger oder 
Durst. Dadurch können wir bei Vorliegen dieser Bedingungen unseren 
vermeintlichen Wahrnehmungen besonders kritisch gegenüber stehen.  
 
Auch wenn die Möglichkeit einer Täuschung nicht prinzipiell ausgeschlossen 
werden kann, sehe ich deshalb keinen Grund, an der sinnlich wahrgenommenen 
Wirklichkeit grundsätzlich zu zweifeln und zu sagen: Das, was ich mit meinen 
Sinnen wahrnehme, ist nicht die Wirklichkeit.  
***
Gegen Deinen Zweifel an der Verlässlichkeit 
von Sinneswahrnehmungen hatte ich die Position vertreten, dass es 
Methoden und 
Kriterien gibt, um Sinneswahrnehmungen der Wirklichkeit von Halluzinationen und 
Einbildungen zu unterscheiden, z. B. durch den Vergleich mit den Wahrnehmungen 
anderer oder durch gezielte Wiederholung der Wahrnehmungen.  
 
Dagegen hast Du nun eingewendet, dass ja alle meine vermeintlichen 
Wahrnehmungen Wahnvorstellungen sein könnten und ich nicht wissen könne, ob ich 
nicht selber wahnsinnig sei.  
Dies Argument verwundert mich etwas, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass ich 
nicht unter einer "mit Halluzinationen einhergehenden Verwirrtheit"   (so mein 
medizinisches Wörterbuch) leide. Ich habe keinen Grund, an meinem Geisteszustand 
zu zweifeln, und sehe meinen Verstand keineswegs als derart unbrauchbar an, dass 
er durch "etwas über dem Verstand"    ersetzt werden müsste.  
 
Obwohl ich dieses zugegebenermaßen etwas "unphilosophische"   Argument für 
vollkommen ausreichend halte, will ich mich einmal auf Deine Argumentation 
einlasse, dass  jede Wahrnehmung gleichermaßen unzuverlässig ist und eine 
Wahnvorstellung sein kann, dass also kein Kriterium der Unterscheidung zwischen 
einer Wahnvorstellung einerseits und einer Sinneswahrnehmung der wirklichen Welt 
andererseits verfügbar ist.     
 
Dies würde bedeuten, dass ich alles, was ich erlebe, als mögliche Einbildung 
auffassen muss. Statt zu sagen: "Ich habe Zahnschmerzen"   muss ich sagen: "Ich 
bilde mir vielleicht ein, dass ich Zahnschmerzen habe."   Und statt zu sagen: "Der 
Zahnarzt bohrt"   muss ich sagen: "Ich bilde mir vielleicht ein, dass der Zahnarzt 
bohrt."   Ansonsten würde meine Wahnwelt sich in nichts von der Welt 
unterscheiden, die ich bisher erlebt habe.  
 
Da aber der Zusatz "Ich bilde mir vielleicht ein, dass …"   keinerlei zusätzliche 
Information oder Orientierung für mich enthält, ist dieser Zusatz praktisch 
überflüssig, und ich kann ihn problemlos weglassen – womit wieder alles beim 
Alten ist. 
Wenn unter dem Begriff "Wirklichkeit"   all das zusammengefasst wird, was 
tatsächlich existiert und auf uns "wirkt", so müssen wir uns bei der Erkenntnis 
dieser Wirklichkeit unserer Augen, Ohren und der anderen Sinnesorgane bedienen, 
und wir müssen unsere Wahrnehmungen mithilfe unseres begrifflichen Denkvermögens 
ordnen und durch die Konstruktion von Theorien erklären. Dies ist der Weg zu einem "realistischen"   Bild der Welt, wie 
sie "wirklich"   ist.  
***
Für die Feststellung der Wirklichkeit eines Splitters in meinem Fuß bedarf es 
neben meiner Schmerzempfindung und dem Erkennen eines winzigen Holzteils in 
meiner Haut keines weiteren "Beweises". 
Auch wenn etwas 
gegenwärtig nicht von mir wahrgenommen wird, kann ich wissen, dass es existiert. 
Dass am westlichen Ende der Straße "Unter den Linden"   in Berlin das 
Brandenburger Tor steht, weiß ich, auch wenn ich es jetzt gerade nicht sehe. Ich 
konnte mich unzählige Malen davon mit eigenen Augen überzeugen. Diese Annahme 
über die Wirklichkeit hat sich so oft "bewährt"   und "bewahrheitet", dass ich 
allen Grund habe, sie mit größtmöglicher Gewissheit für "wahr"   zu halten.
Ähnliches gilt für 
Erkenntnisse, die ich von anderen übernommen habe. Der große 
Vorteil eines Wissens, das auf methodischer Wahrnehmung und logischem Denken 
aufgebaut ist und das sprachlich formulierbar ist, besteht ja gerade darin, dass 
ein solches Wissen intersubjektiv gültig ist und deshalb von anderen Individuen 
übernommen werden kann. Es gibt für mich deshalb keinen Grund, daran zu 
zweifeln, dass es z. B. Russland gibt, auch wenn ich selber noch niemals dort 
war. 
Ich will mich hier nur mit der im engeren Sinne philosophischen Frage 
beschäftigen, ob man durch den Gebrauch der Sinne und die gedankliche 
Verarbeitung des Wahrgenommenen Wissen über die Welt gewinnen kann. 
Du hältst es für nicht ausgeschlossen, dass für jemanden, der gerade Zeuge eines 
Verkehrsunfalls wird, "plötzlich das Auto und die ganze Umgebung wie von 
Wasserfarbe gemalt zerrinnt, ihm die Augen ausfallen, sein Körper einfach 
abfällt und vor ihm plötzlich eine ganz andere Wirklichkeit steht". Mit diesem 
Szenario begründest Du, dass wir nur über Vermutungen verfügen und nicht über 
Wissen: "Jeder menschliche Gedanke, der die Wirklichkeit erfassen will, ist 
immer nur eine Vermutung - niemals 'Wissen'. Alles, was wir erklären, definieren 
und begründen könnte sich im nächsten Augenblick als absoluter Irrtum erweisen. 
Es scheint unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen."   
Dazu kann ich nur sagen: Ich rechne nicht damit, dass mir plötzlich "die Augen 
ausfallen"   (es sei denn, ich wäre gerade Schauspieler in einem der beliebten 
Mystery-Filme). Ich halte das in der Tat für ausgeschlossen und würde darauf 
eine Wette von 1 zu 1 Million eingehen. Ohne die Gründe hier  im Einzelnen 
ausführen zu müssen, kann ich den folgenden Satz als wahr behaupten: "In den 
nächsten 10 Sekunden werden mir nicht die Augen ausfallen"     (…..ich warte jetzt 
10 Sekunden: 1 … 2 … 3 …. 4 …. 5 …. 6 …. 7 …. 8 …. 9 …. 10)  !?!?  ich stelle 
fest: Meine Augen sitzen noch fest in meinem Kopf. Also ist mein Satz wahr 
gewesen.
Wenn Du erwiderst: "Das war zwar eine Vermutung, die sich bewahrheitet hat, aber 
dennoch war es nur eine Vermutung. Es hätte auch anders kommen können", 
so frage ich Dich, in welchem Sinne Du das Wort "Vermutung"   gebrauchst. Handelt es sich bei dem 
Satz "Ich kann nicht ausschließen, dass mir im nächsten Moment die Augen 
ausfallen"   in dem gleichen Sinne um eine "Vermutung"   wie bei dem Satz "Ich kann 
nicht ausschließen, dass die Münze, die ich gleich in die Luft werfe, mit der 
Zahl nach oben liegen bleibt"  ? Wenn "ja", dann haben wir es wieder mit einer von 
Deinen Umdeutungen gängiger Begriffe wie "wissen"   und "vermuten"   zu tun. 
Angenommen, ich sehe nach Jahren einen Freund aus meiner Kindheit wieder, gehe 
auf ihn zu und sage: "Bist Du nicht der Kalle Müller aus Nr. 17?"   Wenn der 
Angesprochene mir daraufhin antwortet: "Ich vermute es, aber ich weiß es nicht", 
dann wüsste ich wahrscheinlich nicht, ob ich ihn für einen Spaßvogel halten 
sollte oder für einen Geistesgestörten.   
***
Du schreibst: "Für den Verstand gibt es nur die persönliche Wahrheit oder den 
persönlichen Sinn des Lebens. Also sind die vom Beobachter abhängig. Sie sind 
relativ."    
Mit dieser Auffassung wirst Du jedoch keineswegs dem wissenschaftlichen Denken 
gerecht, dessen Leistung ja gerade darin besteht, über die subjektive Meinung 
des einzelnen hinaus zu gehen und intersubjektive, allgemeingültige Erkenntnisse 
zu formulieren. Diese vereinten Anstrengungen des menschlichen Verstandes haben 
nicht zu "Täuschungen"   geführt, wie Du meinst, sondern z. B. zum Internetkontakt 
mit Partnern auf der andern Seite der Erdkugel, zur Schluckimpfung gegen 
Kinderlähmung oder zu Robotern, die den Mars erkunden.  Die Ergebnisse 
wissenschaftlicher Forschung sind gerade keine "persönlichen Wahrheiten", 
sondern sie gelten allgemein. Sie werden nicht vom Verstand "als Wahrheiten 
empfunden", sondern ihre Geltung beruht auf wiederholten kontrollierten 
Untersuchungen der verschiedensten Wissenschaftler.  
 
Für mich stellt sich eher umgekehrt die Frage, ob die von Dir beschworene "wahre 
Wahrheit", die "Wirklichkeit, die keiner Täuschung mehr unterliegt", die "Erkenntnis, die alles erklärt und alles sinnvoll macht"   allgemeine Geltung 
beanspruchen kann. Wenn Dein Anspruch auf "Wahrheit"   (der ja unausgesprochen den 
Anspruch auf meine  Zustimmung enthält) mehr sein soll als ein Dogma, dann 
muss es Argumente für Deine Behauptungen geben, die ich teilen kann. 
Wenn Du 
schreibst: "Ich erkläre hier, dass jeder diese eine Wahrheit selbst begreifen 
kann, indem er es lernt sich nicht mehr mit den Gedanken zu identifizieren", so 
kann dies für mich kein Argument sein. Denn demnach wird mir Deine Wahrheit erst 
dann einsichtig, wenn ich mich nicht mehr mit meinen Gedanken identifiziere. Ich 
muss also zuvor mein kritisches Denken an der Tempeltür abgegeben haben, bevor 
ich die "Erkenntnis, die alles erklärt"   gewinnen kann.  
***
Ich hatte Dich gefragt: "Auf welche Fragen gibt die 
von Dir vertretene Lehre welche Antworten?"   Deine Antwort lautete: "Auf alle 
erdenklichen Fragen, denn wer nicht durch das Ego lebt, der hat keine Fragen 
mehr". 
Ich hatte weiter gefragt: "Welche Gründe hast Du für die Auszeichnung dieser 
Antworten als 'wahr'?"   Deine Antwort lautete: "Weil es sich um Wissen handelt. 
Unbezweifelbares Wissen. Solch ein Wissen kann der menschliche Verstand nicht 
erfassen. Wie könnte ich dieses Wissen dann mit Worten erklären?"  
Ich glaube, diese Zitate belegen hinreichend meinen Eindruck, dass es hier nicht 
um "Erkenntnis"   im üblichen Sinne geht.
Du schreibst: "Erkenntnisse, die man in der Meditation erleben kann, sind 
unbezweifelbar."   Weil das, was Du mit "Erkenntnissen"   bezeichnest, keinerlei 
formulierbaren Gedanken enthält, ist allerdings auch gar nichts da, was 
bezweifelt werden könnte - zumindest, wenn man unter "Zweifel"   die 
Infragestellung von Aussagen versteht.
Du bedienst Dich bei Deiner Argumentation hoch angesehener Begriffe wie "Wahrheit", "Erkenntnis"   oder "Wissen", aber Du verwendest sie fern von ihrer 
üblichen Bedeutung, indem Du sie auf sprachlich nicht formulierbare Erlebnisse 
anwendest. Wenn man es hart ausdrücken wollte, so könnte man dies auch als "Etikettenschwindel"   bezeichnen.
Die Ummünzung der Begriffe zieht sich durch Deine gesamte Argumentation. So 
forderst Du zur "Überprüfung"   Deiner Ansichten auf. Aber was soll das für eine "Überprüfung"   sein, wenn ich diese ohne meinen Verstand durchführen muss, "denn 
der Verstand ist es, der dich täuscht", wie du schreibst?
Damit ich nicht missverstanden werde: Mit dieser Kritik ist nicht gesagt, dass 
auf dem von Dir praktizierten Weg nicht Bewusstseinszustände der inneren Ruhe, 
Harmonie und Freude erreicht werden können. Aber das bedeutet auch, dass dieser 
Weg nicht zu Erkenntnis und Wissen im Sinne einer richtigen Beantwortung 
philosophischer Fragen führt. 
Ich bestreite nicht die Möglichkeit, durch Meditation 
und andere geistige Übungen Erlebnisse zu haben, die die ganze Welt in einem 
anderen Licht erscheinen lassen. Was ich jedoch ganz entschieden bestreite, ist 
Dein Anspruch, dass diese geistigen Übungen ein Weg zur Gewinnung von 
Erkenntnissen seien. Noch dazu sollen diese Erkenntnisse jenen, die durch 
Sinneswahrnehmung und Verstand gewonnen werden, überlegen sein. ("  Es gibt die 
Wahrheit nicht mit den Gedanken zu finden. Oder mit der Logik oder den Sinnen. 
Denn diesen ist immer nur ein Teil des Ganzen offenbart. Die absolute Wahrheit 
unterliegt keiner Trennung mehr. Alles wird als eine Einheit erkannt und erst 
dadurch fällt der Schleier der Täuschung und man begreift worum es geht."  ) 
 
Ich frage Dich: 
 
1. Teilst Du mit mir den Sprachgebrauch, dass man nur dann etwas als "Erkenntnis"   bezeichnen sollte, wenn es geeignet 
ist, 
Fragen zu beantworten? 
 
Wenn "nein", dann nehme ich Deinen ungewöhnlichen Sprachgebrauch zur Kenntnis 
und stelle fest, dass es Dir im Unterschied zu mir gar nicht um die Beantwortung 
von Fragen geht.  
 
2. Wenn "ja", teilst Du mit mir den Sprachgebrauch, dass man nur dann etwas als "Antwort"   auf eine Frage bezeichnen sollte, wenn es 
sich sprachlich ausdrücken lässt?  
 Wenn "nein", dann nehme ich Deinen ungewöhnlichen Sprachgebrauch zur Kenntnis, 
und stelle fest, dass "Antworten"   in Deinem Sinne meinen Antworten grundsätzlich 
nicht logisch widersprechen können.  
 
3. Wenn "ja", teilst Du mit mir den Sprachgebrauch, dass man 
eine Antwort nur dann als "wahr"   auszeichnen sollte, wenn 
man zugleich mit guten Gründen annimmt, dass man diese Antwort auch in der 
Zukunft noch für wahr halten kann und dass auch andere sie für wahr halten 
können?  
 
4. Wenn "ja", teilst Du mit mir den Sprachgebrauch, dass man nur dann davon 
sprechen sollte, dass jemand sich "getäuscht"   habe, 
wenn dieser eine Antwort für "wahr"   gehalten hat, die falsch war? 
 
Wenn "nein", dann nehme ich diesen Sprachgebrauch zur Kenntnis und stelle fest, 
dass Deine Etikettierung meiner Erkenntnisse als "Täuschung"   kein Grund zur 
Beunruhigung ist. 
 
Nach dieser zugegebener Maßen etwas rigorosen Abklärung der benutzten Begriffe 
frage ich Dich: 
 
5. Was ist falsch an dem Satz: "Der Mond kreist in einer Entfernung von ca. 320 
000 km um die Erde."  ? Wenn der Satz wahr ist, so kann er meine Frage beantworten 
und ich kann sie ohne Bedenken meinem Denken und Handeln zugrunde legen. Dass 
es nur die Antwort auf eine von vielen Fragen ist, tut dem keinen Abbruch. 
 
6. Auf welche Fragen gibt die von Dir vertretene Lehre welche Antworten? 
Widersprechen diese dem obigen Satz über den Mond? 
 
7. Welche Gründe hast Du für die Auszeichnung dieser Antworten als "wahr"  ? Das 
heißt: Mit welcher Begründung nimmst Du an, dass Du diese Antworten auch 
zukünftig für wahr halten kannst und dass auch andere diese Antworten für wahr 
halten können?  
***
Deiner Erwiderung entnehme ich, dass es für Dich "Antworten"   gibt, die sich nicht sprachlich formulieren lassen. Deine Begründung 
hierfür lautet: " … denn die Antwort auf die Frage, warum das Universum 
existiert, lässt sich mit dem Verstand (logischen Schlüssen) nicht erklären."   
 
Ich kann daraus nur den Schluss ziehen, dass es sich bei diesen "Antworten", die sich nicht in Worte fassen lassen 
und damit auch nicht denken lassen, um eine Art Gefühl handeln muss. Hier von "Antwort"   zu sprechen, ist schon ein recht ungewöhnlicher Sprachgebrauch. Ich 
befürchte, dass durch eine derartige  Ausweitung des Begriffs "Antwort"   der 
wichtige Unterschied zwischen "Gedanken"   einerseits und begriffslosen 
Bewusstseinszuständen andererseits verwischt wird und dass damit klares Denken eher 
behindert wird.  
 
Weiterhin entnehme ich Deiner Erwiderung, dass Du das Wort 
 "Täuschung"   auch in Bezug auf Erkenntnisse verwendest, die nicht falsch sind. 
Du begründest Deinen Sprachgebrauch mit einer Analogie: Wenn man sich in einem 
großen, dunklen Raum befindet, den man nur mit einer kleinen Taschenlampe 
ausleuchten kann, so kann man immer nur kleine Ausschnitte des Raumes sehen. 
Dem stimme ich zu. Nicht akzeptieren kann ich jedoch Deine Interpretation dieser 
eingeschränkten Sichtverhältnisse. Du schreibst: "Ich meine nun, dass diese 
'Teiluntersuchung' den Raum nicht in seiner 'wirklichen' Gestalt erkennen lässt. 
Ich spreche also von einer Täuschung im Sinne von, dass unsere Vorstellung des 
ganzen Raumes nicht der 'Wirklichkeit' dieses Raumes entspricht."    
 
Eine derartige Situation muss jedoch keineswegs  zu einer "Täuschung"   führen. 
Was einen kritisch denkenden, reflektierten Menschen 
auszeichnet ist nicht so sehr, dass er viel weiß, sondern vielmehr, dass er 
kritisch einschätzen kann, wie gesichert sein Wissen ist. Wenn ich am 
hellen Tag sehe, wie wenige Schritte entfernt von mir ein Auto bei "rot"   
durchfährt und einen Fußgänger verletzt, so habe ich eine größere Gewissheit, 
dass es tatsächlich so gewesen ist, als wenn ich einen gleichartigen Vorgang aus 
100 Meter Entfernung bei hereinbrechender Dunkelheit miterlebe.  
 
Wenn ich also einen großen Raum nur im kleinen Lichtkegel meiner Taschenlampe 
sehe, werde ich als kritisch denkender Mensch nur mit größter Vorsicht etwas 
über die Beschaffenheit des ganzen Raumes aussagen. "Täuschen"   kann ich mich 
solange nicht, wie mir bewusst ist, dass die Sichtverhältnisse schlecht waren 
und solange ich bedenke, dass meine Annahmen entsprechend ungewiss sind. 
 
Aber wenn ich z. B. im Schein meiner Taschenlampe einen Menschen weglaufen sehe, 
dann kann ich dies  vor Gericht mit größter Sicherheit bezeugen. Und meine 
Aussage als Zeuge kann für das Gerichtsurteil entscheidend sein, auch wenn sie 
nur ein Detail betrifft und nicht das ganze Geschehen umfasst. Dass unser Wissen 
sich aus vielen Teilen zusammensetzt, ist unvermeidlich. Und dass nicht alles 
Wissen 100%ig gewiss ist oder manchmal sogar ganz fehlt, ist kein Grund, 
deswegen darauf zu verzichten. Ich kann auch auf der Grundlage von 
unvollkommenem und unsicherem Wissen handeln, indem ich z. B. verschiedene 
Möglichkeiten entsprechend der Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens 
einkalkuliere. Ich benötige keine "absolute"   Gewissheit. Ich hätte eher die 
Befürchtung, dass mich die Überzeugung von der Unfehlbarkeit meiner Erkenntnis 
daran hindert, erforderliche Korrekturen daran  vorzunehmen und diese 
weiterzuentwickeln. 
 
Ergebnis meiner Überlegungen ist, dass es nicht gerechtfertigt ist, die aus 
unserer Wahrnehmung und unserem Denken gewonnenen Aussagen über die Wirklichkeit 
als "Täuschungen"   zu bezeichnen. Wenn Du nach einer zutreffenderen Bezeichnung 
als "Täuschung"   fragst, so schlage ich die Bezeichnung 
 "kritisch reflektiertes Wissen"   vor. Damit bezeichne ich ein Wissen, das mit 
einer begründeten Einschätzung des jeweiligen Grades an Gewissheit dieses 
Wissens einhergeht.  
 
Offenbar geht es Dir gar nicht um die Beantwortung von Fragen, um die Gewinnung 
von Erkenntnissen oder um die Vergrößerung des Wissens – zumindest, wenn man die 
Worte "Antwort", "Erkenntnis"   oder "Wissen"   in ihrer üblichen Bedeutung 
versteht.  
 
Dir geht es stattdessen darum, durch Meditationsübungen in einen 
Bewusstseinszustand "unendlichen Freude"   zu gelangen, wo Du nicht mehr denkst, 
wo Du nichts mehr in Worte fassen musst, wo sich Dir keine Fragen mehr stellen 
und wo es deshalb auch keine falschen Antworten mehr gibt.  
 
Die Philosophen, die ihre Sinne und ihren Verstand benutzen, um auf wichtige 
Fragen wahre Antworten zu finden, sind Deiner Meinung nach unfähig, die "wahre 
Wahrheit"   zu erkennen. 
Den Weg zur Erkenntnis dieser "wahren Wahrheit"   liefert die "Philosophie aller 
Philosophien". 
Es handelt sich dabei um eine "Philosophie", die die Bemühung um die 
Beantwortung von Fragen als Irrweg ansieht – deshalb wäre die Bezeichnung "Ende 
aller Philosophien"   wohl zutreffender.
Es handelt sich um eine "Wahrheit", die sich nicht in Worte fassen lässt – die 
sich folglich auch nicht diskutieren und widerlegen lässt.
Es handelt sich um eine "Erkenntnis", die sich nicht denken lässt – die also nur 
ein (angenehmes) Gefühl darstellt.
Es handelt sich um einen "Sinn", der sich nicht vorstellen lässt – und deshalb 
vom Un-Sinn nicht zu unterscheiden ist, weil Kritik nicht vorgesehen und nicht 
möglich ist.
Die Versprechungen für den, der mitmacht, sind traumhaft: - er kann sich "allmächtig, allwissend und unvergänglich"   fühlen.
Es gibt eine Hierarchie der Bewusstseinsstufen – was einhergeht mit einer 
kulthaften Verehrung derjenigen Personen, die die "höheren"   Stufen erklommen 
haben.  
***
Du charakterisierst die mit unseren Sinnen und Denken erfassten  
  
Welt als 
trostlos, wenn nicht sinnlos. 
Du schreibst: "Denkst du, dass das die Wirklichkeit sein soll, was du wahr 
nimmst? ... Das gesamte Dasein besteht dann aus arbeiten, ein wenig Spaß haben, 
schlafen und essen? Fragst du dich denn nie: Kann es das sein? Sei doch ehrlich: 
Du weißt doch, dass es das nicht sein kann."  
Ehrlich gesagt: Diese Welt ist nicht so schal und fad, dass ich nach jenseitigen 
Welten Ausschau halten muss. Es gibt in dieser Welt vieles, für das ich mich 
begeistern kann: z. B. der in leuchtendes Rot getauchte Abendhimmel, der heisere 
Schrei des Fuchses in den nächtlichen Wiesen, der glänzende Skarabäus aus dem 
Grab des Tutenchamun, die überraschende Harmonik in den Preludes von Debussy, 
Picassos Bild "Der Traum", die Plastik "L'Air"   von Maillol, die Entdeckungen der 
Viren- und Genforschung, das Gruppenerlebnis beim Volleyball, das Bewusstsein, 
Teil der Natur zu sein, hervorgegangen aus der millionenfach erfolgreichen 
Fortpflanzung des Lebens auf unserem Raumschiff Erde und nicht zuletzt Reiz und 
Anziehung des anderen Geschlechts – all das gehört auch zum Leben und kann es so 
erfüllen, dass am Ende der Tod keine Tragödie ist. Muss ich noch nach dem Sinn 
des Lebens fragen?
***
Du hast recht, wenn Du betonst, dass unsere Gedanken nicht völlig willkürlich 
von uns gesteuert werden können.
Die Vorgänge in unserem Bewusstsein, die Gedanken, die wir "im Kopf haben"   sind nur zu einem 
– geringen – Teil willkürlich steuerbar. 
In der Alltagssprache kann man für 
dieses Phänomen zahlreiche Formulierungen finden: "es fiel mir plötzlich ein", "alles erinnerte mich an sie und ich konnte sie einfach nicht vergessen", "ich 
ertappte mich bei dem Gedanken", "es geht mir nicht aus dem Sinn"   usw..  
 
Wir können auch unsere Gedanken nicht willkürlich steuern. Wenn es eine schwindende Motivation 
gibt, sich mit 
einem  bestimmten Inhalt zu befassen, so richtet sich das Bewusstsein automatisch auf andere 
Inhalte, die stärker motivieren, Dann "schweifen die Gedanken ab", man hat "Schwierigkeiten, sich auf etwas (langweiliges) zu konzentrieren". 
  
In noch stärkerem Masse können wir unsere Gefühle nicht willkürlich steuern. Um 
auch hier wieder die in der Sprache gespeicherten kollektiven Erfahrungen zur 
Veranschaulichung anzuführen: Wir sagen "mich packte die Angst", "ich empfand 
unüberwindlichen Ekel", "er wurde seine Schuldgefühle nicht mehr los", "er 
konnte seine Wut nicht verbergen", "sie fiel in tiefe Depression"   usw. 
 
Dass die menschliche Persönlichkeit ein komplexes System verschiedenster 
Antriebszentren und Instanzen ist, die nicht von einem Befehlszentrum "Ich"   
willensmäßig 
gesteuert werden, ist wohl unbestritten.
Offenbar hast Du dies als Entfremdung und wohl auch 
als Bedrohung erlebt. Du konntest Dich mit dem, was in Dir an Vorstellungen, 
Gedanken und Gefühlen hochkam, nicht identifizieren und warst gewissermaßen ein "Fremdling im eigenen Haus". Dies muss jedoch nicht sei, sofern die 
verschiedenen Instanzen – (Triebnatur – moralisches Empfinden – überlegte 
Entscheidung etc. ) miteinander harmonieren. 
Offenbar konntest Du innere 
Harmonie und seelisches Gleichgewicht nur dadurch gewinnen, dass Du die Gedanken 
und auch die Gefühle durch bestimmte Methoden der Meditation "abgeschaltet"   hast, wie sie von indischen Yogi entwickelt wurden. Hier gibt es 
ja Richtungen, die auch normalerweise unwillkürlich gesteuerte Vorgänge wie 
Herzschlag, Atmung  durch 
Meditationstechniken gezielt beeinflussen können.  
***
Vergangenes Jahr habe ich eine Reise nach Istanbul 
gemacht. Das weiß ich mit großer Sicherheit. Dies Wissen wird nicht im 
geringsten dadurch erschüttert, dass Du daher kommst und die These aufstellst, 
dass ich gar nie in Istanbul war, sondern  
dass "meine Vergangenheit in einem Computerprogramm 
erstellt wurde und dass ich heute Nacht davon 
los geschlossen wurde", wie Du schreibst. Ich wäre jedenfalls neugierig 
hinsichtlich der Schnittstelle, über die Du mich verkabelt hast, und ich wüsste 
gern weitere Indizien für Deine Behauptung. 
Der Punkt soll hier sein, dass ich 
Dich nicht widerlegen kann. Dazu kann ich nur sagen: "Ein Spaßvogel kann mehr 
behaupten, als 1000 Wissenschaftler widerlegen können". Wenn jemand seine 
Behauptungen nicht begründen will oder kann, sehe ich keinen Anlass, mich um 
derartige Behauptungen und gar um deren Widerlegung zu bemühen.  
***
 
Siehe auch 
die folgenden thematisch verwandten Texte in der Ethik-Werkstatt:
 
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Ethik-Werkstatt: Ende der Seite: "Auseinandersetzung mit fernöstlichen Lehren"  
Letzte Bearbeitung 26.09.2005 / Eberhard Wesche
Wer diese Website interessant findet, den bitte ich, auch Freunde, Kollegen und Bekannte auf die "Ethik-Werkstatt" hinzuweisen.