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Heidegger und die Grundfrage der Metaphysik
Darstellung und Kritik
anhand von Heideggers "Einf�hrung in die Metaphysik" aus dem 
Jahr 1953.
In einer Vorbemerkung zur 10.Auflage von "Sein und Zeit" teilt Heidegger mit, 
dass diese Einf�hrung den Text einer im Sommersemester 1935 gehaltenen Vorlesung 
bringt. 
Um diesen Text handelt es sich hier.
Inhalt:
1.) Vorbemerkung
2.) Die überragende philosophische Bedeutung der Warum-Frage
3.) Das besondere Fragen beim Stellen der Warum-Frage
4.) Die Warum-Frage als die weiteste und die tiefste Frage
5.) Wonach fragt man mit dem Wort "warum?"
6.) Heideggers Umgang mit der Sprache am Beispiel des Wortes"Grund"
7.) Die nihilistische Perspektive und ihre überwindung
8.)_Die_Warum-Frage_als_die_urspr�nglichste_Frage
9.) Wie kommt Heidegger zu seinen Wertungen und Entscheidungen?
10.) Sind Heideggers Berichte nachvollziehbar und überpr�fbar?
11.) Die Unentbehrlichkeit des zweiten Teils der Warum-Frage
12.) Die Nachrangigkeit von Wissenschaft und Logik gegenüber der Philosophie
13.) Die ver�nderte Bedeutung der vollst�ndigen Warum-Frage
14.) Die vergebliche Suche nach dem "Sein"
15.) Die mangelnde Achtung des "Seins" und die Folgen
16.) Schlussbemerkung 
***
Textbeginn 
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1.)
 Vorbemerkung
Martin Heidegger (1889-1976) hat die "Einf�hrung in die Metaphysik" 1953 ver�ffentlich. 
Das erste Kapitel dieses Buches, das im Folgenden er�rtert werden soll, beruht auf einer 
bereits 1935 gehaltenen Vorlesung. 
Dies zeigt, dass Heidegger diesem Text eine gewisse Bedeutung beimisst, und es lässt au�erdem erwarten, dass der Text ein in sich einigerma�en 
verst�ndliches Ganzes bildet.
Das Folgende enth�lt eine eng an den Text angelehnte Darstellung des Gedankengangs Heideggers, wobei die von ihm als 
Grundfrage der Metaphysik angesehene 'Warum-Frage' im Mittelpunkt steht. Sie 
lautet:"Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?"
Andere im Text angeschnittene Themen werden nur insoweit behandelt, wie sie zum Verständnis dieser Frage etwas beitragen. 
Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei der "Einf�hrung in die Metaphysik" um einen 
Text handelt, der auf Erkenntnis zielt, d.h. dass der Autor bestimmte 
philosophische Positionen behauptet und für diese einen Anspruch auf Geltung erhebt. 
Ob ein Text erkenntnisorientiert ist, zeigt sich vor allem daran, dass man 
sinnvoll fragen kann: Stimmt das, was der Text beinhaltet? 
Heidegger 
stellt in diesem Text zahlreiche Behauptungen auf, die mit einem allgemeinen 
Geltungsanspruch verbunden sind. Er kritisiert andere Positionen als falsch und fordert 
zur Anerkennung 
seiner eigenen philosophischen Position auf. Ma�stab der Kritik muss dementsprechend der 
Grad an intersubjektiver Nachvollziehbarkeit und Einsichtigkeit der vom Autor vollzogenen Gedankenschritte 
sein.
Das Ziel dieser Untersuchung ist insofern begrenzt. Es geht im Folgenden nicht um eine umfassende W�rdigung des 
Philosophen Heidegger und seines Werkes, sondern es geht um eine m�glichst verst�ndliche, 
detaillierte 
und unverf�lschte Darstellung eines für den Autor wichtigen  
Textes. Dies erleichtert eine argumentative Kl�rung der einzelnen 
Kritikpunkte. Das unproduktive An-einander-Vorbeireden wird dadurch erschwert.
Auf eine Einordnung des Textes in philosophiegeschichtliche 
Zusammenh�nge - etwa der fr�hen griechischen Philosophie und der Philosophie des deutschen Idealismus - wurde verzichtet. Dies 
erscheint insofern als 
gerechtfertigt, als auch Heidegger selber darauf weitgehend verzichtet.
Noch ein technischer Hinweis: Alle w�rtlichen Heidegger-Zitate stammen aus dem 
1. Kapitel der "Einf�hrung in die Metaphysik" und sind hier kursiv geschrieben. 
Die Fundstellen sind zum leichteren Auffinden mit Seitenzahlen samt einer Angabe 
des jeweiligen Absatzes in runden Klammern angegeben.  Der Ausdruck 
'(34.2)' bedeutet also: 'siehe Seite 34, 2. Absatz'. Erg�nzende eigene Einsch�be 
habe ich in eckige Klammern gesetzt. 
2.) Die überragende philosophische Bedeutung der Warum-Frage
Das 1. Kapitel von Heideggers "Einf�hrung in die Metaphysik", um das es im Folgenden 
gehen soll, tr�gt die überschrift "Die Grundfrage der Metaphysik". In Heideggers 
Formulierung lautet diese Grundfrage:"Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?"(1.1). 
Heidegger bezeichnet die Frage "Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?" als die
"Grundfrage der Metaphysik". Die Warum-Frage ist für ihn 
"die Frage aller wahrhaften Fragen und sie wird, ob wissentlich oder nicht, in jeder 
Frage notwendig mitgefragt. Kein Fragen und demzufolge auch kein einziges 
wissenschaftliches 'Problem' versteht sich selbst, wenn es die Fragen aller 
Fragen nicht begreift, d.h. sie nicht fragt." (5.3) "Die Warum-Frage ist 
zugleich der Ausgangspunkt jeglicher Philosophie:
Philosophieren hei�t fragen: Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?" 
(6.2) 
"Das philosophische Fragen nach dem Seienden als solchem fr�gt über das Seiende hinaus, ist Metaphysik. 
Die von uns als rangm��ig erste gekennzeichnete Frage ist daher die metaphysische Grundfrage. 
Metaphysik gilt als der Name � für den Kern aller Philosophie".(13.4) 
Damit ist klar, dass es sich bei dem vorliegenden Text um um etwas handelt, das 
für Heidegger von gr��ter philosophischer Bedeutung ist.
Wieso 
die Warum-Frage für Heidegger die rangm��ig erste Frage ist, wird unten 
noch dargestellt. Um die Warum-Frage richtig zu verstehen, muss zuerst gekl�rt 
werden, welchen Sinn Heidegger mit den Worten "Seiendes" und "Nichts" verbindet, 
die Bestrandteil der Warum-Frage sind.
Die Frage:"Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?"(1.1) wurde ähnlich bereits von Leibniz (1646-1716) gestellt: 
"Pourquoi il y a plustot quelque chose que rien?" ("Warum ist eher etwas als 
nichts?"). Und Schelling (1775-1854) fragte: "Warum ist überhaupt etwas? Warum ist 
nicht nichts?" [Beides zitiert nach: Erhard Holze: Gott als Grund der Welt im 
Denken des Gottfried Wilhelm Leibniz. Stuttgart: Steiner 1991, S.66ff.] 
An Heideggers Formulierung fallen die 
mit gro�en Anfangsbuchstaben geschriebenen Substantive "Seiendes" und 
"Nichts" auf. Leibniz und Schelling sprechen stattdessen nur von "etwas" und "nichts", 
ohne jegliche Substantivierung. 
 
Den Ausdruck "das Seiende" pr�zisiert Heidegger dahingehend, 
dass es alles Seiende [umgreift] und d.h. "nicht nur das jetzt Vorhandene im weitesten Sinne, sondern auch das vormals 
Gewesene und k�nftig Seiende." (2.3) 
Dies scheint keine besonderen Probleme aufzuwerfen. 
Genauso wie das Partizip "kommend" vom Verb "kommen" abgeleitet wird, so wird "seiend" vom Verb "sein" 
abgeleitet. Doch w�hrend man ohne weiteres sagen kann: "der kommende 
Winter", klingt der Ausdruck "der 
seiende Winter" eher seltsam. Noch deutlicher wird dies bei anderen Konjugationsformen. 
W�hrend z. B.der Ausdruck "Du kommst" ein kurzer aber vollst�ndiger Satz ist, wird der 
Ausdruck "Du bist" eher als ein unvollst�ndiger Satz aufgefasst. 
Das Wort "ist" wird in der überwiegenden Anzahl der F�lle als ein Hilfsverb zur 
Bildung der grammatischen Formen verwendet. Deshalb werden die Konjugationsformen von "sein" in der Regel mit Zus�tze versehen wie: "da sein", "gegeben sein", "vorhanden sein" oder es werden Synonyme 
verwendet wie "existieren", "vorkommen" oder ähnliches.
Dies trifft auch auf die substantivierte Form "das Seiende" zu.
Schwieriger ist das Substantiv "Nichts" in seiner Bedeutung zu erklären. 
Das "Nichts" ist für Heidegger das "schlechthin nicht und nie Seiende." 
(2.3)
Heidegger begr�ndet die zentrale Rolle des "Sein" in seiner Philosophie 
mit der von ihm als "ma�gebend" angesehenen fr�hen griechischen 
Philosophie. Er spricht vom "Zeitalter der ersten und 
ma�gebenden Entfaltung der abendl�ndischen Philosophie bei den Griechen, durch 
die das Fragen nach dem Seienden als solchem im Ganzen seinen wahrhaften Anfang 
nahm ..." (10.4) 
 
Wozu Heidegger die Substantivierung und 
Personifizierung von "Seiendem" und "Nichts" ben�tigt wird, wird weiter unten 
verst�ndlich, wo Sein, Seiendes und das Nichts in ein dramatisches Spiel geraten.
 
3.) Das besondere Fragen beim Stellen der Warum-Frage 
Laut W�rterbuch ist eine Frage eine Bitte oder 
Aufforderung zur Antwort. Die Warum-Frage ist für Heidegger allerdings keine 
gewähnliche Frage: "Diese Warum-Frage ist gegenüber jeder anderen unvergleichlich."(4.4) 
Heidegger erhebt deshalb an das Stellen der Warum-Frage ganz besondere Anforderungen: 
"Man muss sich in den
Zustand des Fragens n�tigen." (1.1)
"Wirklich so fragen hei�t: es daraufhin wagen, das Unaussch�pfbare dieser Frage durch die 
Enth�llung dessen, was sie zu fragen fordert, auszusch�pfen, durchzufragen." 
(6.2) Heidegger erwartet das Erwachen einer "Fragehaltung" und einer
"fragenden Gesinnung." (16.2) 
Dabei gilt:"Das Fragen dieser Frage ist nur im Sprung und als Sprung und sonst überhaupt nicht [m�glich]." 
(4.5) [Gemeint 
ist der unten behandelte Sprung aus der Geborgenheit des Daseins.]
Angesichts derart komplexer Anforderungen, die beim Stellen der Warum-Frage zu erf�llen sind, kann man kaum noch von einem "Fragen" 
sprechen. Die von Heidegger geforderten Verhaltensweisen gegenüber der 
Warum-Frage lesen sich eher wie 
Anweisungen zur Meditation. Auch der Umstand, dass 
die Beantwortung der Warum-Frage offenbar nicht Heideggers vordringliches Ziel ist, spricht für einen deutlichen Unterschied zwischen dem 
�blichen Fragen und dem Stellen der Warum-Frage gem�� Heidegger.
für Heidegger ist das "Aussprechen des Fragesatzes, selbst im Tonfall des fragenden Sagens, � noch kein Fragen." 
(15.6) Er fordert: "Der Fragesatz darf � nicht als blo�e sprachliche Mitteilungsform gefasst werden. �
Es kommt [sonst] zu keinem Mitfragen und Selbstfragen." (16.2) 
 
Die besondere Bedeutung der Warum-Frage f�hrt für Heidegger auch dazu, dass der 
Fragesatz im Fall der Warum-Frage nicht den vollst�ndigen Sinn der Frage 
wiedergibt: "Da es sich für uns um das Fragen der rangm��ig ersten Frage handelt, ist � [die fragende Gesinnung] von
ureigener Art. Umso weniger wird daher der Fragesatz � die Frage ersch�pfend wiedergeben. Die im Fragesatz zwar 
anklingende, aber darin gleichwohl noch verschlossene und eingewickelte Frage muss erst ausgewickelt werden." 
()
 
Die hier von Heidegger gemachte Annahme einer im Fragesatz verschlossenen Frage, 
die erst noch ausgewickelt werden muss, wirft grunds�tzliche methodisch-hermeneutische Fragen 
auf. Zu klären ist, mit 
welchen Methoden die über den Text 
hinausgehenden Inhalte gewonnen werden. Da 
Heidegger dies Problem nicht ausdr�cklich thematisiert, ist darauf zu achten, 
wie er im vorliegenden Text tats�chlich vorgeht.
4.) Die Warum-Frage als die weiteste und die tiefste Frage
Nach dieser notwendigen Er�rterung der besonderen Bedingungen, die Heidegger für 
das Stellen der Warum-Frage fordert, soll nun der im Text dargelegte 
Gedankengang im Einzelnen nachvollzogen werden. 
Heidegger beginnt mit der Darlegung von Eigenschaften der Warum-Frage. Sie ist für 
ihn die "weiteste aller Fragen, weil sie alles Seiende [umgreift] und 
d.h. nicht nur das jetzt Vorhandene im weitesten Sinne, sondern auch das vormals 
Gewesene und k�nftig Seiende. Der Bereich dieser Frage hat seine Grenze nur am 
schlechthin nicht und nie Seienden, am Nichts. � Wir befragen nicht dieses und 
nicht jenes � Seiende, sondern im vorhinein ... das Seiende im Ganzen als 
solches." (2.3) 
Dabei bleiben viele Fragen offen. Geh�rt z. B. 
Gott - sofern es ihn gibt � auch zum Seienden? Wer annimmt, dass es Gott 
wirklich gibt, 
dass dieser jedoch nicht Teil des Seienden ist, der muss neben dem Seienden noch 
eine zweite, religi�se Wirklichkeit postulieren. 
Heidegger geht auf diese Frage nicht n�her ein, doch verwirft er die theologische Antwort auf die 
Warum-Frage: "Das Seiende, soweit es nicht Gott selbst ist, ist durch diesen geschaffen. Gott 
selbst 'ist' als der ungeschaffene Sch�pfer." Ein gl�ubiger Christ kann 
nach Heideggers Ansicht die Warum-Frage nicht wirklich stellen
"ohne sich selbst als einen Gl�ubigen 
aufzugeben." (5.4)
Als die 
weiteste Frage ist die Warum-Frage für Heidegger zugleich auch
die tiefste Frage. Er betont:
"Diese Warum-Frage sucht für das Seiende 
nicht Ursachen, die � aus der gleichen Ebene sind wie es selbst �
[Sie] dringt in die 'zu-grunde' liegenden Bereiche � sie ist aller 
Oberfl�che und Seichtigkeit abgekehrt, der Tiefe zustrebend; als die weiteste 
ist sie zugleich unter den tiefen Fragen die tiefste."(2.4). 
 
5.) Wonach fragt man mit dem Wort "warum?" 
 
Heideggers Ausf�hrungen zur Tiefe der Warum-Frage sind ein Gemisch aus Interpretationen der Warum-Frage 
("Es wird mit 
der Warum-Frage nicht nach Ursachen gefragt") und Beschreibungen 
der Warum-Frage ("Dies ist die tiefste Frage"). Dadurch wird der Nachvollzug der 
Argumentation unn�tig erschwert. 
Heidegger die Ansicht, dass 
mit der Warum-Frage nicht nach Ursachen gefragt wird. 
Um dies zu belegen nimmter eine Reihe von Umformungen dieser Frage vor, bis er 
zu einer Formulierung gelangt, die das Wort "warum" gar nicht mehr enth�lt
Dementsprechend interpretiert er die Frage "Warum ist überhaupt Seiendes �?" 
durch mehrere ähnliche Formulierungen: 
"Warum, d.h. welches ist der Grund? aus welchem Grunde kommt das Seiende? auf 
welchem Grunde steht das Seiende? zu welchem Grunde geht das Seiende?". 
(2.4) In diesen Sätzen taucht das Wort "warum?" schlie�lich nicht mehr auf, womit die Frage 
nach Ursachen ausgeblendet wird. Heidgger gelingt dies, indem er die 
Mehrdeutigkeit des Wortes "Grund" ausnutzt.
"Grund" kann sowohl die Bedeutung "Ursache" haben  ("Der Grund für den Waldbrand war die extreme Trockenheit") als auch die 
Bedeutung "Grundlage" ("Das Haus steht auf festem Grund"). 
Wenn 
Heidegger schreibt: "Warum, d.h. welches 
ist der Grund?", so ist das sprachlich korrekt, solange man das Wort "Grund" 
im Sinne von "Ursache" versteht. Der Satz lautet dann: "Warum, d.h. welches ist 
die Ursache?". Heidegger geht jedoch anschlie�end auf den 
Satz über: "... auf welchem Grunde steht das 
Seiende? ..." Hier wird das Wort "Grund" im Sinne von "Grundlage" verwendet. Der 
Satz lautet dann: "Auf welcher Grundlage steht das Seiende?" Nach der Grundlage 
des Seienden kann man aber mit dem Fragewort "warum?" nicht ohne sprachliche 
Verrenkungen fragen. Dies zeigt an, dass der urspr�ngliche Satz "Warum ist überhaupt 
Seiendes?" nicht gleichbedeutend sein kann mit dem Satz Heideggers:
"Auf welchem Grunde steht das Seiende?"
 
6.) Heideggers Umgang mit der Sprache am Beispiel des Wortes "Grund"
Das Wort "Grund" ist ein anschauliches Beispiel für Heideggers Umgang 
mit der Sprache. Bestimmten W�rtern gibt er einen ver�nderten, oft an die 
Herkunft oder die urspr�ngliche Bedeutung des Wortes anschlie�enden Sinn, den er 
durch Zerlegung des Wortes mittels Bindestrichen freilegt. Dabei f�hrt 
Heidegger die von ihm gepr�gten Begriffe meist nicht über explizite Definitionen 
ein, sondern er tut dies, indem er diese Begriffe in unterschiedlichen Formulierungen bereits 
verwendet. So schreibt er:"Das Fragen 
sucht den Grund für das Seiende, sofern es seiend ist. Den Grund suchen, das 
hei�t: ergr�nden. Was in Frage gestellt wird, r�ckt in den Bezug zu Grund. 
Allein, weil gefragt wird, bleibt offen, ob der Grund ein wahrhaft gr�ndender 
Grund ist, Gr�ndung erwirkender Ur-grund ist; ob der Grund eine Gr�ndung 
versagt, Ab-grund ist; ob der Grund weder das Eine noch das Andere ist , sondern 
nur einen vielleicht notwendigen Schein von Gr�ndung vorgibt und so ein Un-grund 
ist. Wie auch immer, die Frage sucht die Entscheidung im Grund, der gr�ndet, 
dass das Seiende seiend ist als 
ein solches, das es ist." (2.4)
 Die Bedeutung des Wortes "Grund" bleibt hier 
vage und mehrdeutig. Die Gefahr von Fehlschl�ssen mit tiefgreifenden Folgen für 
das Erkenntnisziel ist gro�. Die Verwendung unklarer Begriffe ist in 
erkenntnisorientierten Diskussionen nicht nur wegen der Gefahr von Fehlschl�ssen 
problematisch. 
Wenn ein Autor die von ihm neu eingef�hrten oder umgedeuteten 
Begriffe nicht hinreichend erl�utert, dann hat es ein Kritiker schwer, diese 
Begriffe in seine eigene Sprache zu übersetzen und den Text zu verstehen. Damit 
zwingt der Autor seine Begrifflichkeit dem Kritiker auf. Wenn ein Kritiker dann 
m�hsam mit den Spezialw�rtern des Autors hantiert, so ist der Autor immer in einer 
überlegenen Position. Er kann Kritik leicht abwehren, indem er dem Kritiker mangelnde Kenntnis der Begriffe bescheinigt oder erkl�rt, dieser habe ihn gar 
nicht verstanden. 
 
Dazu noch eine allgemeine methodische Anmerkung: M�glicherweise wird  
ein aktuell unklar gebliebener Ausdruck vom Autor an anderer Stelle 
genauer erl�utert. Solange diese Stelle jedoch nicht zitiert wird oder zumindest 
deren Fundstelle angegeben wird, bleibt der Autor hinsichtlich der 
Verst�ndlichkeit des Textes in der Pflicht. 
7.) Die 
nihilistische Perspektive und ihre überwindung 
 
 Um zu 
begr�nden, dass die Warum-Frage auch die urspr�nglichste aller Fragen ist, holt 
Heidegger etwas weiter aus: "Wenn wir 
unsere Frage in der ganzen Weite dessen bedenken, was sie in Frage stellt, das 
Seiende als solches im Ganzen, dann begegnet uns allerdings leicht folgendes: � Ein Seiendes dr�ngt sich immer wieder merkw�rdig vor bei diesem Fragen: die 
Menschen, die diese Frage stellen. � [Aber] innerhalb des Seienden im Ganzen ist 
kein Rechtsgrund zu finden für die Hervorhebung gerade des Seienden, das man 
Mensch nennt."(3.3)  "Was ist dieses 
Seiende [der Mensch] schon?", fragt Heidegger, indem er rhetorisch wirksam 
die nihilistische Perspektive einnimmt. Ein Zitat von Nietzsche aufgreifend 
stellt er die Bedeutungslosigkeit des Menschen innerhalb des Seienden fest:
"� Innerhalb der dunklen Ma�losigkeit des Raumes [ist die Erde nur]  ein winziges Sandkorn".
(3.3) 
Angesichts "des Seienden als solches im 
Ganzen" ergibt sich eine nihilistische Perspektive für die Menschen: alles 
erscheint als gleich wert- und sinnlos.
Ob die Ergebnisse der Astronomie notwendig zur nihilistischen Perspektive 
f�hren, wie es das Nietzschezitat 
nahelegt, wird von Heidegger nicht weiter er�rtert. Stattdessen zeigt er einen 
Ausweg, der durch das Stellen der Warum-Frage erm�glicht wird. Wenn
wirklich gefragt wird: "Warum ist 
überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?", dann kommt es nach Heidegger zu 
einem "ausgezeichneten Vorkommnis", 
das er ein "Geschehnis" nennt.(4.3):
"Die Warum-Frage tritt dem 
Seienden im Ganzen gleichsam gegenüber". Damit tritt das Seiende im Ganzen 
zum Fragen "� in eine ausgezeichnete, 
weil einzigartige Beziehung. Denn durch dieses Fragen wird das Seiende im Ganzen 
allererst als ein solches und in der Richtung auf seinen m�glichen Grund 
er�ffnet" (3.4) Dadurch kommt es zu einem
"R�cksto�", wie Heidegger es nennt:
Wenn 
die Frage gestellt wird, dann geschieht in diesem Fragen � notwendig ein 
R�cksto� aus dem, was gefragt und befragt wird [also dem Seienden als solches im 
Ganzen] auf das Fragen selbst." (4.3) 
Es erfolgt ein R�cksto� der 
Warum-Frage auf sich selbst und es kommt die neue Frage auf:
"Worin gr�ndet die Warum-Frage selbst, 
die das Seiende im Ganzen in seinen Grund zu stellen sich anma�t?" (4.1) 
Heidegger berichtet, dass ihm diese Frage beantwortet wird: 
"Hierbei wird uns die Erfahrung [zuteil], dass diese ausgezeichnete Warum-Frage 
ihren Grund hat in einem Sprung, durch den der Mensch einen Absprung aus aller 
vormaligen, sei es echten, sei es vermeintlichen Geborgenheit seines Daseins 
vollzieht."(4.5) 
8.) Die Warum-Frage 
als die urspr�nglichste Frage
Nun kann Heidegger begr�nden, warum es sich bei der Warum-Frage auch um 
die urspr�nglichste Frage handelt: "Einen 
solchen, sich als Grund er-springenden Sprung nennen wir gem�� der echten Bedeutung des Wortes einen Ur-Sprung: das Sich-den-Grund-er-springen. Weil die 
Frage 'Warum ist überhaupt Seiendes und nicht vielmehr Nichts?' allem echten 
Fragen den Grund er-springt und so Ur-sprung ist, m�ssen wir sie als die 
urspr�nglichste Frage anerkennen." (5.1) 
Somit kommt Heidegger zu 
dem Ergebnis, dass es sich bei der Warum-Frage um die weiteste, tiefste und 
urspr�nglichste Frage handelt. Deshalb komme ihr der erste Rang zu. 
Es fragt sich allerdings, welches die Kriterien 
dafür sind, anhand derer man die eine Frage als "weiter", "tiefer" und 
"urspr�nglicher" als eine andere Frage einstufen kann. Ist z. B. die Frage: "Ist 
die Welt Gottes Sch�pfung?" weniger weit, tief und urspr�nglich als die 
Warum-Frage? Oder wie steht es in dieser Hinsicht mit der Frage: "Ist die direkt 
oder indirekt wahrnehmbare Welt alles, was wirklich existiert?" Diese oder 
ähnliche Fragen zieht Heidegger nicht in Erw�gung. 
9.) Wie kommt Heidegger zu seinen 
Wertungen 
und Entscheidungen?
An dieser Stelle scheint es angebracht, 
einmal generell zu fragen, woher Heidegger seine zum Teil sehr entschiedenen 
Wertungen nimmt. Dies ist nicht ohne weiteres zu ersehen, weil Heidegger die 
Wert-Terminologie meidet und stattdessen in Begriffen der "Ranges" (8.2) 
spricht. Beide Terminologien sind entscheidungs- und handlungsanleitend. Sie 
sagen, was verwirklicht werden soll: Das Nachrangige hat dem Vorrangigen zu weichen 
so wie das Wertlose dem Wertvollen. 
Allerdings sind beide 
Begrifflichkeiten unterschiedlich leistungsf�hig. W�hrend die Wertterminologie 
es z. B. erm�glicht, die Ergebnisse mehrerer Kriterien gegeneinander abzuw�gen, 
ist dies mit der Rangterminologie nicht m�glich. Dies zeigt sich auch bei der 
Warum-Frage. Sie ist für Heidegger dem Range nach die erste, weil es die 
weiteste, die tiefste und die urspr�nglichste Frage ist. (2.2) Das hei�t, dass 
sich für Heidegger die Erstrangigkeit der Warum-Frage aus den drei Superlativen 
"weiteste", "tiefste" und "urspr�nglichste" Frage ableiten lässt. 
Ein 
solcher Schluss auf die Erstrangigkeit einer Frage setzt allerdings logisch einiges voraus. So muss hinsichtlich zweier 
beliebiger Fragen nachvollziehbar entschieden werden können, welche von beiden 
weiter, tiefer und urspr�nglicher ist. Au�erdem muss in jedem Fall gelten: "je 
weiter, umso vorrangiger", "je tiefer, umso vorrangiger" und "je urspr�nglicher, 
umso vorrangiger". Es darf also z. B. nicht so sein, dass eine Frage allzu weit 
ist und deshalb nicht beantwortet werden kann oder dass eine Frage allzu 
urspr�nglich und deshalb unausgereift ist. 
Schlie�lich darf es keine weiteren Attribute geben, die ebenfalls den Rang 
einer Frage beeinflussen. wäre z. B. die Warum-Frage unfruchtbar und f�hrte sie 
in eine theoretische Sackgasse, so wäre ihre Erstrangigkeit sicherlich fraglich. 
Diese begrifflichen Zusammenh�nge werden von Heidegger nicht 
er�rtert. 
Damit wird deutlich, dass das Denken in hierarchischen 
Rangordnungen keineswegs eine besonders überzeugende Form der 
Entscheidungsfindung darstellt und dass durch die Postulierung einer Rangordnung deren 
Rechtfertigung nicht überfl�ssig wird. 
Handlungs- und 
entscheidungsleitende Orientierungen gewinnt Heidegger auch aus der Berufung auf 
eine "ma�gebende" Autorit�t, die von ihm meist nicht weiter überpr�ft 
wird. Ein Beispiel hierfür ist die Berufung auf die fr�he griechische 
Philosophie. Heidegger ben�tigt hier nur einen Satz, um den weiteren Gang der 
Er�rterung in seinem Sinne zu lenken. Er schreibt: "Im Zeitalter der ersten und 
ma�gebenden Entfaltung der abendl�ndischen Philosophie bei den Griechen, durch 
die das Fragen nach dem Seienden als solchem im Ganzen seinen wahrhaften Anfang 
nahm, nannte man das Seiende 'physis'." (10.4) 
Damit wird auf einen 
Schlag Heideggers Fragestellung in den Mittelpunkt ger�ckt und andere Positionen 
werden wie selbstverst�ndlich als nicht ma�geblich in den Hintergrund gedr�ngt. 
Zugleich werden die philosophischen Fragen zu philologischen Spezialistenfragen 
nach der sich wandelnden Bedeutung bestimmter altgriechischer W�rter. Auf diese 
Weise m�ssen alle Kritiker, die keine Fachleute für Altgriechisch sind, und das 
ist sicherlich der allergr��te Teil, eine Abqualifizierung als inkompetent 
befürchten. 
Man kann die historische Bedeutung der vorsokratischen 
Philosophen auch ganz anders sehen, ohne sie zu ma�gebenden 
Autorit�ten aufzubauen. Sie stellen den historisch ersten Versuch dar, an die 
Stelle mythischer Vorstellungen und Erkl�rungen begr�ndetes systematisches 
Wissen zu setzen, das allein aus der Beobachtung und dem Nachdenken selbst�ndig 
denkender Individuen gewonnen wird. 
Positive Wertungen erreicht Heidegger meist ohne 
n�here Er�rterung durch die Verwendung wertget�nter Attribute wie "einzigartig", 
"unvergleichlich", "au�erordentlich", "ausgezeichnet", "vorgeordnet", 
"wahrhaft", "wirklich", "echt", "urspr�nglich", "ureigen" oder "gro�".
Abwertungen erreicht Heidegger durch Attribute wie "billig", "kindisch", 
"geistlos", oder "seicht" sowie durch abf�llige Charakterisierungen 
als
"Spie�b�rger", "Pfuscher", 
"Schreibervolk", "der kleine Mann", "Alltagsverstand" 
oder ähnlichem.
10.) Sind Heideggers Berichte und 
Gedankeng�nge nachvollziehbar und überpr�fbar?
Es stellt sich hier die Frage, auf welche Weise Heidegger Kenntnis von 
den Vorg�ngen um das Stellen der Warum-Frage erlangt, über die er berichtet. Es 
handelt sich offenbar um ein inneres Geschehen, das nur Heidegger über Selbstbeobachtung 
direkt zug�nglich ist. für solche Berichte kann nur dann ein 
begr�ndeter Anspruch auf allgemeine Geltung erhoben werden, wenn andere Personen 
beim Stellen der Warum-Frage ein ähnliches inneres Geschehen bei sich 
feststellen. 
Eine intersubjektive übereinstimmung hinsichtlich des von 
verschiedenen Personen berichteten Geschehens wird durch Heidegger nahegelegt, 
wenn er schreibt: "Hierbei wird uns die 
Erfahrung [zuteil] �". (4.4). Auch der Gebrauch des Ausdrucks
"Wenn �, dann geschieht notwendig �" 
(4.3) lässt  darauf schlie�en, dass dies 
innere Geschehen beim Stellen der Warum-Frage regelm��ig stattfindet, wobei die 
Person gleichg�ltig ist. Da Heidegger durchgehend von "wir" bzw. "uns" spricht, 
kann man davon ausgehen, dass die berichtete Erfahrung nicht nur von ihm selbst 
gemacht werden kann, sondern im Prinzip von jedem verst�ndigen 
Individuum.
Jedoch finden sich auch andere 
Textstellen, wo Heidegger hinsichtlich der M�glichkeit eines Nachvollzugs seiner 
Erlebnisse eher vorsichtig ist. Er schreibt  z. B.: "Noch allzu Weniges und nur 
Grobes wissen wir vom Geschehnis solchen Fragens." (23.2)
"Das Hineinf�hren in das Fragen der 
Grundfrage ist � nicht ein Gang zu etwas hin, das irgendwo liegt und steht, 
sondern dies Hinf�hren muss das Fragen erst wecken und schaffen. Das F�hren ist 
ein fragendes Vorangehen, ein Vor-Fragen. Das ist eine F�hrung, für die es 
wesensm��ig keine Gefolgschaft gibt".(15.5) Wie man sieht, ist Heideggers 
Position 
hier nicht eindeutig. 
 
Wenn es keine intersubjektiv übereinstimmenden Evidenzen in Bezug auf das von 
Heidegger geschilderte Geschehen gibt, kann dafür auch kein begr�ndeter Anspruch 
auf allgemeine Geltung erhoben werden. Es handelt sich dann um subjektive 
Erlebnisse oder Eingebungen, die von Mensch zu Mensch verschieden sein können.
Eine überpr�fung des von Heidegger berichteten Geschehens im Umfeld der 
Warum-Frage erfordert, dass die vielf�ltigen Voraussetzungen, die 
Heidegger als Bedingungen des "wirklichen" bzw. "echten" Fragens benennt, 
genauer bestimmt werden. Die Frage: 'Stimmt das, was Heidegger berichtet?' lässt 
sich sonst nicht beantworten.
Heidegger h�lt eine solche 
überpr�fung offenbar für unm�glich: "Es 
lässt sich nie objektiv ausmachen � ob wir � [die Warum-Frage] wirklich fragen, 
d.h. [aus der Geborgenheit] springen". (5.3) Man kann demnach niemals 
wissen, ob ein Individuum die notwendigen Bedingungen für einen Nachvollzug der 
von Heidegger berichteten Erfahrungen erf�llt hat oder nicht. [Wenn jemand  
das ] erregende Geschehen [des] R�cksto�es" nicht erf�hrt, so kann dies 
immer an ihm selber gelegen haben. Darüber hinaus stellt Heidegger fest:
"Die [Warum-] Frage verliert sofort ihren 
Rang im Umkreis eines menschlich-geschichtlichen Daseins, dem das Fragen als 
urspr�ngliche Macht fremd bleibt." (5.3) Somit kann nur derjenige Heideggers 
Berichte überpr�fen, der bereits mit dem Fragen als urspr�nglicher Macht 
vertraut ist. 
Von derartigen theoretischen Schutzkonstruktionen 
muss jegliche Kritik abprallen. Doch zahlt Heidegger dafür einen hohen Preis, 
denn dem Anspruch auf Allgemeing�ltigkeit seiner Position fehlt damit die 
allgemein einsichtige Begr�ndung. 
11.) Die 
Unentbehrlichkeit des zweiten Teils der Warum-Frage
Nach der Bestimmung der Warum-Frage als weitester, tiefster und urspr�nglichster 
Frage nennt Heidegger als n�chste Aufgabe ihre "Entfaltung".
Was mit "Entfaltung" gemeint ist und wie dies zu 
geschehen hat, wird von Heidegger nicht n�her erl�utert. Dass sich dies 
Interpretationsverfahren nicht von selbst versteht, wird u. a. daran deutlich, 
dass Heidegger an anderer Stelle seinen logisch argumentierenden Kritikern die 
F�higkeit abspricht, die Frage nach dem Seienden zu "entfalten". 
(19.3) 
Als erstes richtet Heidegger die Aufmerksamkeit auf die Zweiteilung 
der Warum-Frage in eine erste Teilfrage ("Warum ist überhaupt Seiendes?") und 
eine zweite (" � und [warum ist] nicht vielmehr Nichts?"). Er wendet sich 
entschieden gegen die Auffassung, die zweite Teilfrage sei überfl�ssig und das 
Sprechen vom "Nichts" sei abzulehnen, weil es zu logischen Widerspr�chen f�hre.
Solche Kritik wehrt Heidegger zum einen unter Berufung auf die 
philosophische Tradition ab: "Dass wir 
hier die Rede vom Nichts hereinbringen, � ist � nicht eine Erfindung von uns, 
sondern nur die strenge Achtung vor der urspr�nglichen überlieferung des Sinnes der Grundfrage." (19.1) Damit bezieht sich Heidegger vor allem 
auf Philosophen wie die bereits genannten Leibniz und Schelling. 
Heideggers Verweis auf die philosophische Tradition ist zumindest teilweise 
berechtigt, "denn nach dem Grunde des 
Seienden hat die Philosophie immer und je gefragt. � Seit dem Anfang des Fragens 
nach dem Seienden geht ihr die Frage nach dem Nicht-Seienden, nach dem Nichts 
zur Seite". (18.4) 
Die Behauptung der leider nicht genannten 
Kritiker, das Reden vom Nichts sei "denkwidrig im allgemeinen und zersetzend im 
besonderen", (19.2) beruht für Heidegger auf einem MissVerständnis:
"Das hierbei mitspielende MissVerständnis 
[ist] nicht zuf�llig. Es gr�ndet in einem seit langem herrschenden UnVerständnis 
[hinsichtlich] der Frage nach dem Seienden. Dieses UnVerständnis jedoch 
entstammt einer sich mehr und mehr verh�rtenden Seinsvergessenheit." 
 Heideggers Immunisierung gegen Kritik mag zwar 
wirksam sein, wirft jedoch schwerwiegende methodologische Probleme auf. Wenn in einer 
erkenntnisorientierten Diskussion der Teilnehmer A erkl�rt, Teilnehmer B
>k�nne ihn nicht verstehen, so diskutiert A nicht mehr
mit B sondern über B. Damit verlässt A die 
gemeinsame Ebene der Argumentation mit B. [Am Rande sei angemerkt, dass Heidegger 
es vers�umt, das von ihm in diesem Zusammenhang unterstellte MissVerständnis zu 
erl�utern und als solches zu belegen.]
12.)
Die Nachrangigkeit von Wissenschaft und Logik gegenüber der Philosophie 
Heidegger dreht 
den Spie� im Folgenden um und spricht seinerseits der Wissenschaft die Kompetenz 
ab, die Philosophie zu kritisieren: Wer vom Nichts wahrhaft reden will, muss notwendig unwissenschaftlich werden. Aber 
dies bleibt nur solange ein gro�es Ungl�ck, als man der Meinung ist, 
wissenschaftliches Denken sei das einzige und eigentliche strenge Denken, es 
allein k�nne und m�sse zum Ma�stab auch des philosophischen Denkens gemacht 
werden. Die Sache liegt aber umgekehrt. Alles wissenschaftliche Denken ist nur 
eine abgeleitete und als solche dann verfestigte Form des philosophischen 
Denkens."(19.2).
 
Aus dem Umstand, dass das wissenschaftliche Denken aus dem philosophischen Denken 
hervor gegangen ist, schlie�t Heidegger, dass das wissenschaftliche 
Denken kein Ma�stab für das philosophische Denkens sein k�nne. 
Die Ableitung einer geringeren Geltung der Wissenschaft aufgrund ihrer Entstehung ist jedoch nicht schl�ssig. So lässt sich z. B. aus 
dem Umstand, dass die Physik aus der Philosophie entstanden ist, nicht folgern, 
dass die moderne Physik den in der �lteren Philosophie vertretenen Grundsatz von 
der Erhaltung der Materie nicht kritisieren d�rfe. Dies wäre eine methodisch 
unzul�ssige Vermengung von Fragen der Entstehung einer Theorie mit Fragen der 
Geltung dieser Theorie. Im �brigen sind die Erfahrungswissenschaften keine
"verfestigte Form des philosophischen 
Denkens", sondern sie haben über Jahrhunderte eine eigene, sehr 
erfolgreiche methodische Entwicklung genommen. 
Auch die logische Kritik an der widersprüchlichkeit des Sprechens vom Nichts weist Heidegger 
zur�ck: "Das wahre Reden vom Nichts 
bleibt immer ungewähnlich. Es lässt sich nicht gemein machen. Es zerrinnt 
freilich, wenn man es in die billige S�ure eines nur logischen Scharfsinnes 
bringt." (20.2) für Heidegger k�nnte es
"sein, dass die gesamte uns bekannte � 
Logik in einer ganz bestimmten Antwort auf die Frage nach dem Seienden gr�ndet, 
dass mithin alles Denken, das lediglich die Denkgesetze der herk�mmlichen Logik 
befolgt, von vornherein au�erstande ist, von sich aus überhaupt die Frage nach 
dem Seienden auch nur zu verstehen, geschweige denn wirklich zu entfalten und 
einer Antwort entgegen zu f�hren." (19.3) 
Heidegger h�lt es für unzul�ssig, Philosophie am 
Kriterium der logischen Widerspruchsfreiheit zu messen. Eine Begr�ndung gibt er 
hierfür allerdings nicht. Die Gleichsetzung von logischem Scharfsinn mit einer 
"billigen S�ure" ist als Argument ungeeignet. Auch hier findet sich die für 
jede Diskussion t�dliche Argumentationsfigur, den Andern für unf�hig zu 
erklären, die vorgetragenen Argumente überhaupt zu verstehen.
Bei Heideggers 
Kritik der Logik bleibt unklar, ob es sich um eine prinzipielle Abwertung der Logik handelt oder ob die Kritik nur 
für Teilbereiche gilt. Heidegger h�lt sich hier verschiedene Optionen offen. So 
kleidet er die Kritik in die Form einer M�glichkeit "Es 
k�nnte umgekehrt sein, dass �", oder er lässt offen, ob sich seine Kritik 
gegen die "herk�mmliche Logik" als solche richtet oder nur gegen die 
Beschr�nkung auf diese spezielle Logik. Festzuhalten bleibt auf jeden 
Fall, dass Heidegger sich wiederholt logischer Schl�sse bedient, etwa wenn er 
das deutsche Volk als "das nachbarreichste Volk und so das gef�hrdetste Volk" 
(29.3) bezeichnet. 
13.) Die ver�nderte Bedeutung der vollst�ndigen 
Warum-Frage 
Heidegger wendet sich in seiner Antikritik gegen eine 
Beschr�nkung auf den vorderen Teil der Warum-Frage. Seiner Ansicht nach 
"verhindert der Zusatz ['� und warum ist nicht vielmehr Nichts?'], dass wir � 
bei dem fraglos vorgegebenen Seienden ansetzen und kaum ansetzend schon � 
wegschreiten zum gesuchten auch seienden Grund [des Seienden]. Stattdessen wird 
dieses Seiende fragenderweise in die M�glichkeit des Nichtseins hinausgehalten. 
Das Warum gewinnt dadurch eine ganz andere Macht und Eindringlichkeit des 
Fragens. Warum ist das Seiende der M�glichkeit des Nichtseins entrissen? Warum 
f�llt es nicht ohne weiteres und st�ndig dahin zur�ck? Das Seiende ist jetzt 
nicht mehr das nun einmal Vorhandene, es kommt ins Schwanken." ) 
"Der Ausschlag dieses Schwankens reicht bis in die �u�erste und sch�rfste 
Gegenm�glichkeit des Seienden hinaus, in das Nichtsein und das Nichts." 
(22.1)
 Heidegger berichtet hier 
den Ablauf eines inneren Geschehens so wie schon zuvor beim "Geschehnis" des "R�cksto�es". Nun 
wird etwas "verhindert", es wird etwas "hinausgehalten", etwas "gewinnt eine 
ganz andere Macht", etwas "kommt ins Schwanken". 
Dieses Geschehen wird 
nach Heidegger allein dadurch ausgel�st, dass nicht nur gefragt wird: "Warum ist 
überhaupt Seiendes?" sondern dass zugleich gefragt wird: "[Warum ist] nicht 
vielmehr Nichts?" Durch die Hinzuf�gung des zweiten Teilsatzes ver�ndert sich 
für Heidegger der Sinn des ersten Teilsatzes. Jetzt
"zielt [die Warum-Frage] nicht einfach 
auf die Beistellung eines auch vorhandenen Erkl�rungsgrundes für das Vorhandene, 
sondern jetzt wird nach einem Grund gesucht, der die Herrschaft des Seienden als 
eine überwindung des Nichts begr�nden soll." 
(22.1)
"So wird schon deutlicher: Dieses 'und 
nicht vielmehr Nichts?' ist kein überfl�ssiger Zusatz zur eigentlichen Frage, 
sondern � ein wesentliches Bestandst�ck des ganzen Fragesatzes, der als ganzer 
eine v�llig andere Frage ausspricht als die Frage meint: Warum ist das Seiende? " 
(22.3) 
 Hier ist kritisch anzumerken, dass Heidegger in Bezug auf den 
Sinn der ersten Teilfrage nicht korrekt vorgeht, denn der erste 
Teil der Warum-Frage lautet nicht: "Warum ist das Seiende?", wie 
Heidegger jetzt 
formuliert, sondern sie lautet: "Warum ist überhaupt Seiendes?" Heidegger hatte 
anfangs ausdr�cklich betont, dass mit dem Wort "Seiendes" die Gesamtheit alles 
jemals Vorhandenen gemeint ist ("das Seiende als solches im Ganzen") und dass 
mit der Warum-Frage nicht nach einer Ursache gefragt wird. Nun formuliert er die 
erste Teilfrage so um, dass in seinem Beispiel die Reblaus das Seiende sein kann 
und der Grund dieses Seienden ebenfalls etwas Seiendes sein kann. (21.3) 
Heidegger muss sich deshalb den Hinweis gefallen lassen, dass er durch die 
ver�nderte Formulierung selber daran mitgewirkt hat, dass die erste Teilfrage 
unterschiedlich interpretiert werden kann. 
Streng genommen ist es 
logisch unm�glich, dass eine Frage dadurch einen anderen Inhalt bekommt, dass 
sie zusammen mit einer anderen Frage ge�u�ert wird. Insoweit Fragen keine 
Behauptungen sind, sind sie logisch voneinander unabh�ngig und können sich nicht 
widersprechen. Dies wäre nur m�glich auf der Ebene der implizit durch die Frage 
unterstellten Behauptungen. So enth�lt die Frage "Warum ist überhaupt Seiendes?" 
unausgesprochen die Unterstellung,  dass 
Seiendes ist und mit der Frage: "Warum gibt 
es kein Seiendes?" w�rde unausgesprochen unterstellt, dass es kein Seiendes 
gibt. Eine solche Kollision liegt jedoch hier nicht vor.
Denkbar 
ist auch ein psychologischer Zusammenhang. Indem der Adressat der Frage durch die 
zweite Teilfrage noch einmal ausdr�cklich auf die M�glichkeit hingewiesen wird, 
dass er selbst und die vorhandenen Dinge auch
nicht sein k�nnten, mag die Frage 
des ersten Teilsatzes gef�hlsm��ig in einem anderen Licht erscheinen. Daraus 
folgt jedoch nicht, dass damit der Inhalt der Frage ver�ndert wird und dass eine andere 
Antwort wahr wird. 
 
Gem�� Heidegger 
soll u. a. die Frage: "Warum ist das Seiende der M�glichkeit des Nichtseins 
entrissen?" (21.4) bereits in der Warum-Frage enthalten gewesen sein. Damit kann 
nicht die logische Implikation gemeint sein, denn die Entfaltung des Gehaltes 
der Frage erfolgt hier nicht durch logische Schlussfolgerung. Das von Heidegger 
geschilderte Drama einer drohenden Vernichtung des Seienden lässt sich wegen 
seines offensichtlich erweiterten Inhalts nicht ohne zus�tzliche Annahmen aus 
der Warum-Frage entnehmen. Insofern ist das, was Heidegger unter "Entfaltung" 
verstanden wissen will, nicht nur Interpretation eines gegebenen Inhalts ist, 
sondern es ist au�erdem das Weiterspinnen des dramatischen Geschehens.
 
 "Das Seiende ist nicht mehr 
'das nun einmal Vorhandene'. Es kommt ins Schwanken, 
da 'es auch
nicht sein k�nnte'." (22.4] Auch 
das "fragende Dasein der Menschen, die ja ein Teil des Seienden sind, kommt 
'in die Schwebe'." (22.3) Indem
"das Seiende in seinem Schwanken zwischen 
Nichtsein und Sein � der �u�ersten M�glichkeit des Nichtseins widersteht, steht 
es selbst im Sein und hat dabei doch die M�glichkeit des Nichtseins nie � 
überwunden." (23.3) 
14.) 
Die vergebliche Suche nach dem "Sein"
Damit tritt zum ersten Mal "das Sein" auf und greift in das von Heidegger 
beschriebene Geschehen ein. Das Seiende schwankt zwischen Nichtsein und Sein. 
Das "Sein" ist das, was dem Seienden einen Grund bildet,
"der die Herrschaft des Seienden als eine 
überwindung des Nichts begr�ndet." (2.1) Hier treten "das Seiende, das 
Sein" und "das Nichts" als aktive Wesenheiten auf.
Dies l�st bei 
Heidegger Fragen aus wie: "Was ist im Unterschied zum Seienden das Sein? Ist es
dasselbe wie das Seiende?" (24.4)
Heidegger begibt sich nun 
auf eine l�ngere Suche nach dem "Sein". Er fragt in Bezug auf die 
verschiedensten realen Objekte, wo denn dort das "Sein" des Seienden ist. Sogar 
am Beispiel eines Kreidest�cks fragt er nach dessen Sein:
"[Das,] was am Kreidest�ck das Seiende 
ist, haben wir aufgez�hlt [wei�graue Masse, leicht, zerbrechlich]. Wo steckt nun 
das Sein? Solches muss der Kreide doch zugeh�ren, denn � diese Kreide ist."
(24.2) 
 Heidegger scheint die 
Ausweglosigkeit der Suche bereits gewusst zu haben, wenn er betont,
"dass wir das Sein des Seienden nicht 
unmittelbar eigens zu fassen verm�gen." (25.2f.): 
"All das, was wir nannten, ist doch, und gleichwohl � wenn wir das Sein fassen wollen, wird es immer, als 
griffen wir ins Leere. � Das Sein bleibt unauffindbar. 
� Das Wort 'Sein' ist dann schlie�lich nur ein leeres Wort."
(27.5) 
Heidegger gibt sich ratlos: "So hat 
Nietzsche am Ende ganz recht, wenn er solche 'h�chsten' Begriffe wie Sein 'den 
letzten Rauch der verdunstenden Realit�t' nennt." (27.6)
Heideggers Ausf�hrungen zum "Sein" lassen sich 
nicht nachvollziehen. Das betrifft zum einen seine Berichte über das dramatische 
Geschehen, in dem das Seiende zwischen Sein und Nicht-Sein schwankt und offenbar 
vom "Sein" gest�tzt werden muss, wenn es nicht ins "Nichts" fallen will. Der 
erkenntnistheoretische Status dieser Berichte ist ungekl�rt. Hier muss 
offenbleiben, ob diese Berichte fiktiv sind oder ob es sich um tats�chliche, 
intersubjektiv übereinstimmende Erfahrungen bzw. Erlebnisse handelt. 
ähnliches gilt für das R�tsel, das 
Heidegger pr�sentiert: Das "Sein" der Dinge ist trotz angestrengter Suche nicht aufzufinden, obwohl die Dinge doch
sind. 
Wenn man das Verb 
"sein" im Sinne von "existieren" versteht, w�rde dem Substantiv "Sein" das 
Substantiv "Existenz" entsprechen. [Der Einwand, dass Heidegger das Wort 
"Existenz" aber mit einer anderen Bedeutung verwendet, ist keiner, denn es 
ist mir nicht verboten, das Wort "Existenz" im �blichen Sinne zu gebrauchen.] 
 
Folgt man der 
Interpretation von "sein" durch "existieren", so zeigt sich deutlich, dass die 
R�tselhaftigkeit des Seins selbstgemacht ist. Wenn Heidegger fragt: "Die Kreide 
ist, aber wo ist ihr Sein?", so hie�e das: "Die Kreide existiert, aber wo ist 
ihre Existenz?" Wenn jemand sagen w�rde: "Ich sehe vor mir ein Haus, aber ich 
finde nicht seine Existenz", so w�rde man ihm sagen: "Das Wort 'Existenz' 
bezeichnet keine wahrnehmbare Eigenschaft einer Sache sondern dr�ckt deren r�umliches 
und zeitliches  
Vorhandensein aus.
Die Frage, ob etwas existiert ("Gibt 
es wei� bl�henden Flieder?"), ist methodisch anders zu beantworten, als die 
Frage, ob etwas eine bestimmte Eigenschaft besitzt ("Bl�ht dieser Fliederbusch 
wei�?").
Man k�nnte hier einwerfen, dass es Heidegger 
ja nicht um das blo�e Wort "Sein" geht, sondern dass es sich bei dem "Sein" um 
eine uralte philosophische Thematik handelt, mit der sich die Ontologie, die 
Lehre vom Sein und seinen Formen, seit Jahrhunderten befasst.
Dem kann man nur die Frage 
entgegenhalten, warum denn überhaupt der Weg über die Sprache genommen wurde, 
anstatt die offenen ontologischen Fragen direkt zu benennen, zu klären und - 
wenn m�glich auch zu beantworten.
 
 15.) Die mangelnde Achtung des Seins und 
die ver�nderte Bedeutung der vollst�ndigen 
Warum-Frage  
Heidegger wendet sich in seiner Antikritik gegen eine 
Beschr�nkung auf den vorderen Teil der Warum-Frage. Seiner Ansicht nach 
"verhindert der Zusatz ['� und warum ist nicht vielmehr Nichts?'], dass wir � 
bei dem fraglos vorgegebenen Seienden ansetzen und kaum ansetzend schon � 
wegschreiten zum gesuchten auch seienden Grund [des Seienden]. Stattdessen wird 
dieses Seiende fragenderweise in die M�glichkeit des Nichtseins hinausgehalten. 
Das Warum gewinnt dadurch eine ganz andere Macht und Eindringlichkeit des 
Fragens. Warum ist das Seiende der M�glichkeit des Nichtseins entrissen? Warum 
f�llt es nicht ohne weiteres und st�ndig dahin zur�ck? Das Seiende ist jetzt 
nicht mehr das nun einmal Vorhandene, es kommt ins Schwanken." -"Der Ausschlag dieses Schwankens reicht bis in die �u�erste und sch�rfste 
Gegenm�glichkeit des Seienden hinaus, in das Nichtsein und das Nichts." 
(22.1)
Die Suche nach dem Sein als 
Grund des Seienden verl�uft ergebnislos. Das Sein ist anscheinend unauffindbar. 
Doch nun kehrt Heidegger die Problemlage überraschend um, indem er die 
Schwierigkeiten bei der Auffindung des Seins als Folge der Achtlosigkeit 
hinstellt, mit der dem Sein begegnet wurde. Er fragt:
"Liegt es am Sein, dass es so verworren 
ist und h�ngt es am Wort, dass es so leer bleibt, oder liegt es an uns, dass wir 
bei allem Betreiben und Erjagen des Seienden doch aus dem Sein herausgefallen 
sind?" (28.3) Heidegger lässt keinen Zweifel daran, wie 
seine Antwort ausfallen w�rde. 
Mit dieser offensiven Wendung hat Heidegger 
die Schwierigkeit, ein Sein anzunehmen, das sich vom Seienden 
unterscheidet, zu einer St�rke der Theorie gemacht, denn die Theorie kann nun 
selber begr�nden, warum sie so schwer zu akzeptieren ist. 
 Die Probleme nehmen nun globale Dimensionen an. Heidegger übernimmt die Rollen des 
unzeitgem��en Mahners, Denkers und Sehers, der Fehlentwicklungen gei�elt, 
die sich seit Jahrtausenden ausbreiten. Er tadelt das achtlose Verhalten gegenüber dem Sein, das 
"von Anfang an durch die 
abendl�ndische Geschichte zieht." (28.3) Er macht deutlich, dass die 
Missachtung des Seins nicht ohne schwerste negative Folgen bleibt und ganze 
V�lker treffen kann. Es k�nnte nach Heidegger sein,
"dass V�lker in den gr��ten Umtrieben und 
Gem�chten zum Seienden Bezug haben und dennoch aus dem Sein l�ngst 
herausgefallen sind, ohne es zu wissen, und dass dieses der innerste und 
m�chtigste Grund ihres Verfalls wäre."(28.3)
Hier findet sich ein weiteres Mal die Argumentationsfigur, dass die Theorie 
selber erklären kann, warum sie so wenig Zustimmung findet.
für Heidegger ist der geistige Verfall der Menschheit so 
weit fortgeschritten, dass "die V�lker die letzte geistige Kraft zu verlieren 
drohen, die es erm�glicht, den geistigen Verfall auch nur zu sehen und als solchen abzusch�tzen."
(29.2) 
Heidegger spricht von 
"Verd�sterung der Welt", "Flucht der G�tter",  "Zerst�rung der Erde",  "Vermassung des Menschen",  
"Verdacht gegen alles Sch�pferische und Freie" (29.2),
 "entfesselter Technik"
und "bodenloser Organisation des 
Normalmenschen" 
(28.5). "über all 
diesen Spuk hinweg [greift] die Frage: wozu? � wohin? � und was dann?"
(29.1)
Auf diese Diagnosen soll hier nicht n�her eingegangen 
werden, da Heidegger keinen Versuch macht, sein Katastrophen-Szenarium n�her zu 
belegen. Seine �u�erungen verdeutlichen jedoch, dass es aus seiner Sicht bei der 
Philosophie des Seins um nichts Geringeres geht als um den fortdauernden 
geistigen Verfall Europas, wenn nicht der Menschheit.
16.) Schlussbemerkung
Die hier 
vorliegende Kritik eines zentralen Textes Heideggers mag manchem als zu 
"kleinkariert" erscheinen, als da� man damit dem Text eines weltber�hmten Denkers gerecht werden 
k�nne. Die Kriterien, an denen der Text hier gemessen werde, w�rden von einem 
UnVerständnis für die Heideggersche Philosophie zeugen.
Dieser pauschale Einwand 
trifft jedoch nicht, denn vorweg wurde gefragt, um was für eine Art von Text es 
sich hier handelt. Das Ergebnis dieser Pr�fung war, dass es sich um einen Text 
handelt, in dem an zentraler Stelle Behauptungen mit einem Anspruch auf 
allgemeine G�ltigkeit aufgestellt werden. 
Wenn jemand eine Behauptung 
aufstellt, dann beinhaltet dies unausgesprochen die Aufforderung an jedermann - 
und damit auch an mich, sich diese Behauptung zu eigen zu machen. Als denkender 
Mensch stellt sich mir damit die Frage: Ist das, was der Autor behauptet, auch 
richtig? Stimmt das, was er schreibt? 
Um diese Frage zu entscheiden, 
muss ich die Argumente, die für und wider die Behauptung gegeben werden, 
daraufhin überpr�fen, ob sie für mich und andere nachvollziehbar und einsichtig 
sind. Dies und nichts anderes wurde in dieser Kritik getan. Wer Behauptungen 
aufstellt, der muss diese auch nachvollziehbar begr�nden. Wer dies methodische 
Prinzip nicht akzeptiert, hat sich damit selber als Teilnehmer an 
erkenntnisorientierten Diskussionen verabschiedet.
 
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27.11.2012 / 14.07.2014 /22.11.2014
Eberhard Wesche
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