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Es gibt nur globale Lösungen
oder
Die Notwendigkeit einer wirksamen internationalen Rechtsordnung
Einmal angenommen, das Bemühen um allgemein anerkennbare soziale Normen und 
Entscheidungsverfahren ist erfolgreich und in einem Land - nennen wir es 
FRIEDLAND - werden die Vorstellungen von einer gerechten Gesellschaftsordnung in die Praxis umgesetzt. 
Gleichzeitig besteht jedoch in einem andern Land - nennen wir es 
KAMPFLAND -  ein politisches System, das sich nicht am Wohlergehen der Bevölkerung orientiert sondern das 
ganz im Gegenteil große Teile seiner 
Bevölkerung brutal unterdrückt.
Wir haben politisch also eine Situation, in der mehrere souveräne Staaten nebeneinander 
bestehen, die nicht in eine 
wirksame internationale Rechtsordnung eingebunden sind. 
Im Falle eines Konfliktes zwischen den Staaten kann deshalb auch kein Staat ein 
internationales Gericht anrufen, dessen Urteil den Konflikt für alle Beteiligten 
verbindlich entscheidet und das von einer überlegenen Macht durchgesetzt wird. 
Unter diesen Bedingungen kommt es bei Konflikten in erster Linie darauf an, wer militärisch der Stärkere ist und 
wer dem Gegner durch 
Androhung und/oder Anwendung von militärischer Gewalt seinen Willen aufzwingen kann. 
Die jeweiligen Sieger zwingen dem Besiegten die eigene Gesellschaftsordnung auf. 
Im Verlauf der Geschichte setzen sich dann nicht die gerechteren sozialen 
Ordnungen durch sondern die militärisch überlegenen. 
Ohne eine wirksame internationale Rechtsordnung kann ein Staat auf lange Sicht nur dann überleben, wenn er 
militärisch so stark ist, dass kein anderer Staat es wagt, ihn anzugreifen. 
Schwächere Staaten müssen Verbündete suchen, um als Bündnis die nötige 
militärische Stärke zu erlangen.
Die Bewohner der einzelnen Länder haben deshalb ein großes Interesse an der 
militärischen Stärkung des eigenen Landes, denn was nützt ihnen die beste 
Gesellschaftsordnung, wenn von außen Feinde eindringen, diese Ordnung 
zerstören und an deren Stelle ihre eigene Ordnung setzen. 
Wenn 
das Leben und das Wohlergehen der Individuen von der Stärke des eigenen Staates 
abhängt, dann bekommen nationalistische und patriotische Orientierungen eine 
gewisse Daseinsberechtigung.
Dies gilt auch für FRIEDLAND, dessen Nachbar MACHTLAND immer begehrlicher auf das 
Land schaut und dessen Historiker immer lauter die These vertreten, dass 
FRIEDLAND früher einmal zu MACHTLAND gehört hat und eigentlich immer noch ein 
Teil von MACHTLAND sei. Es ist von daher im 
Interesse jedes friedländischen Bürgers, FRIEDLAND durch eine mit modernsten 
Waffen gerüstete Armee und eine kluge Bündnispolitik militärisch so stark wie 
möglich zu machen. 
Das Streben nach militärischer Stärke hat Auswirkungen auf viele 
gesellschaftliche Bereiche, sei es Erziehung (soldatische Tugenden, 
Staatsbewusstsein), 
Wissenschaft (Waffentechnologie), Wirtschaft (Rüstungsindustrie), öffentliche 
Medien (Landesverrat), Politik (Geheimdienste), Kultur (Nationalismus) u. a. 
m.   
Selbst wenn man einmal optimistisch ist und annimmt, dass FRIEDLAND nicht das 
Opfer eines militärischen Angriffs wird, ist die gesellschaftliche Ordnung dennoch 
geprägt vom Zwang zur militärischen Stärke.
Das Ergebnis:
Solange die internationale Politik von selbständig agierenden Staaten 
bestimmt wird, sind der Realisierung von noch so gelungenen politischen 
Ordnungsvorstellungen enge Grenzen gesetzt.
Deshalb ist die Weiterentwicklung einer effektiven internationalen Rechtsordnung 
und deren Verankerung im Bewusstsein der Menschen 
von allergrößter Bedeutung für die Verbesserung der Lebensverhältnisse in 
unserm Raumschiff "Erde".
Es kann auf die Dauer keine tiefgreifenden sozialen Verbesserungen nur in einem 
einzigen Land geben. Es gibt nur globale Lösungen.
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Letzte Bearbeitung 04.07.2008 / Eberhard Wesche
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