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Der Mensch
 
Inhalt: 
Der Mensch
Die Ursachen für die Sonderentwicklung des Menschen
Das menschliche Nervensystem
Das menschliche Gehirn
Gründe für die begrenzte Lebensdauer der 
Individuen
Der Grund für die
  Zweigeschlechtlichkeit   
Begrenzte Formbarkeit 
entgegen der genetischen Veranlagung  
Die besondere Lernfähigkeit des 
Menschen
Problematische Erbeigenschaften des Menschen (Atavismen)
Die Auswirkungen von Wissenschaft und Technik
 
Textbeginn:
Der Mensch
 
Die Ursachen für die Sonderentwicklung des Menschen
Die Gattung Mensch (homo sapiens) hat sich nach unserm heutigen 
Wissensstand im Zuge der Evolution des organischen Lebens 
vor mehr als 3 Millionen Jahren aus den Menschenaffen (Primaten) entwickelt. Dabei 
spricht man dann von einer neuen "Art" oder "Gattung", wenn die in einer 
bestimmten Weise veränderten Individuen sich nicht mehr mit den unveränderten 
Individuen der Herkunftsart sexuell fortpflanzen. 
Trotz seiner relativ geringen Ausstattung mit angeborenen Instinkten und Fähigkeiten hat 
sich der Mensch gegenüber allen Tierarten als überlegen erwiesen. Zu dieser Sonderentwicklung des homo sapiens 
haben die 
folgenden Umstände beigetragen:
 
1.) Bei den lebend gebärenden Wirbeltieren, den Säugetieren, gibt es eine
länger andauernde Aufzucht der Nachkommen als bei 
den 
Eier legenden Wirbeltieren. 
Dies gilt in besonderer Weise für den Menschen, dessen Nachkommen  
nur mit ca. 25% der ausgewachsenen Gehirnkapazität zur Welt kommen. Menschen 
erreichen erst mit ca. 
18 Lebensjahren ihre volle Körpergröße. 
In dieser Zeit können 
die Erwachsenen ihren Nachkommen überlebenswichtige Fähigkeiten beibringen, 
Kenntnisse über die Umwelt vermitteln und ihnen nützliche Gewohnheiten und 
Verhaltensregeln einprägen. 
Die Nachkommen haben in dieser Zeit die Möglichkeit, durch Beobachtung, Nachahmung 
und Spiel ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Diese durch 
Erziehung übermittelten oder selbständig erworbenen Lebenserfahrungen sind nicht so starr wie genetisch verankerte  
Instinkte. Sie können angesichts veränderter Lebensbedingungen durch 
Lernvorgänge  
korrigiert und 
verändert werden. 
2.)
Die erlernten 
Verhaltensweisen und Informationen kann der Mensch in seinem besonders 
leistungsfähigen 
Großhirn speichern, das im Verlauf der Evolution der Menschengattung immer 
größer wurde.
3.) Da die Menschen - so wie die andern Primaten - in Großgruppen lebten, 
konnten sie leistungsfähige Mittel der Verständigung untereinander ausbilden. 
Neben den visuellen Verständigungsformen wie Gebärdensprache, Blickkontakt und Gesichtsausdruck 
sind das vor allem die durch die Stimmbänder und eine sehr 
bewegliche Zunge 
gebildeten unterschiedlichen sprachlichen Laute. 
Damit ist auch ohne Sichtkontakt eine 
Verständigung zwischen den Menschen möglich. 
4.) Das am besten entwickelte Sinnesorgan beim Menschen ist der 
Gesichtssinn, während Geruchssinn und Gehör relativ schwach entwickelt sind. Die 
Verarbeitung optischer Sinneseindrücke nimmt im Gehirn des Menschen dementsprechend einen großen Bereich ein.
Bei der Ausweitung seines Lebensraumes in die baumarme 
Steppe, die sich vor ca. 1 Millionen Jahren vollzog, konnte der 
aufrecht 
gehende Mensch mit seinen leistungsfähigen Augen mögliche Feinde oder Beutetiere bereits auf große Entfernung 
erkennen. Obwohl der Mensch in Bezug auf Schnelligkeit, Muskelkraft und Bisswaffen 
vielen Tierarten unterlegen ist, war er  
deshalb nicht nur im Urwald sondern auch in der Steppe überlebensfähig.
5.) Von seinen affenähnlichen Vorfahren, die auf Bäumen lebten und kletterten, 
erbte der Mensch eine im Vergleich zu den  kompakten Vorderpfoten der nicht auf Bäumen 
lebenden Vierbeiner sehr bewegliche 5-fingrige Hände mit einem 
Daumen, 
der den andern Fingern gegenüber steht und deshalb gut zum Greifen und 
Halten geeignet ist.
Als der Mensch 
aufrecht auf zwei Beinen gehend in der Steppe lebte und die Hände nicht mehr 
zum Klettern benötigte, konnte sich die Handgeschicklichkeit weiter entwickeln. 
Dies war die Voraussetzung für die Herstellung von Hilfsmitteln jeder Art, sei 
es Bekleidung als Schutz vor Kälte, Waffen zum Jagen von Tieren und zum 
Kampf gegen fremde Stämme oder Werkzeuge zum Bearbeiten von Holz. 
Der Steuerung der Handbewegung dient dementsprechend ein relativ großer Bereich 
des Gehirns. 
Das menschliche Nervensystem
An der Struktur des auf elektro-chemischer Basis arbeitenden menschlichen Nervensystems ist ablesbar, wie sich 
ausgehend von den einfachen 
Nervenknoten eines Wurmes immer kompliziertere Systeme aus Nervenzellen entwickelt haben, wobei 
die älteren Systeme nicht verschwanden, sondern integriert und überlagert wurden 
durch neuartige Steuerungssysteme. Neben einfachen, reflexartigen 
Reiz-Reaktions-Schaltungen verfügt der Mensch auch über unwillkürlich arbeitende Systeme wie das vegetative Nervensystem und die hormonale 
Steuerung. Er verfügt aber auch über zentralisierte willkürliche Systeme wie das motorische 
System bis hin zu den hochkomplexen Funktionszentren des Großhirns zur 
Verarbeitung von Sinnesreizen u. a., die jedes aus 
100 Millionen Nervenzellen und mehr bestehen. 
Die Nervenbahnen leiten die elektrischen und chemischen Impulse sehr schnell weiter, sodass der Mensch in Bruchteilen 
von Sekunden auf einen Reiz reagieren kann.
Im Unterschied zu anderen 
Körperzellen verlieren die Nervenzellen beim Erwachsenen die Fähigkeit zur 
Teilung und Neubildung. Abgestorbene Nervenzellen können vom Körper also nicht 
ersetzt werden. Dies ist einer der Gründe für das Altern und den Tod der 
Individuen.
 
Das Verhalten des Menschen ist ein komplexer Prozess, in dem die verschiedenen 
ererbten Steuerungssysteme reflexartiger, triebhafter, emotionaler und 
gedanklicher Art zusammenwirken - und nicht immer harmonieren. So kann die 
angeborene Angst vor einem Sturz in die Tiefe (Schwindel) in mir stärker sein als die rationale 
Einsicht, dass mir nichts passieren kann, weil ich von einem elastisch federnden 
Netz aufgefangen werde.  
Der
Mensch besitzt im Vergleich zu anderen Lebewesen ein ungewöhnlich leistungsfähiges Großhirn, das ihm 
gegenüber den Tieren eine überlegene 
Intelligenz verleiht und den Menschen zum 
vorherrschenden Lebewesen auf der Erde werden ließ. 
Das Gehirn ist das komplizierteste Organ des menschlichen 
Körpers. Es besteht aus der unvorstellbar großen Zahl von geschätzten 100 Milliarden Nervenzellen 
(Neuronen). Jede Nervenzelle ist über Fortsätze (Dendriten) außerdem im 
Durchschnitt mit ca. 1000 
anderen Nervenzellen verknüpft.
Diess ermöglicht eine äußerst komplexe 
Struktur des Gehirns. 
Im Gehirn des Menschen sind seine psychischen Eigenschaften und geistigen Fähigkeiten 
gespeichert.
Wenn die Nervenzellen des Gehirns nicht arbeiten, was anhand der fehlenden 
Gehirnströme feststellbar ist, ist trotz des Funktionierens von Herz und Kreislauf 
keine psychische Aktivität des Individuums möglich. Sind die Gehirnzellen 
eines Individuums zerstört ("Hirntod"), so ist damit auch dessen 
Persönlichkeit, seine Psyche zerstört. 
Das menschliche Gehirn besitzt in Verbindung mit dem 
übrigen Nerven- und Hormonsystem die Fähigkeit zur willkürlichen Muskelbewegung, zur äußeren 
und inneren Wahrnehmung, zum Merken, Erinnern, Zerlegen, Kombinieren und 
Verknüpfen von Bewusstseinsinhalten. 
Aufbauend auf diesen Fähigkeiten kann ein Mensch komplexe 
Tätigkeiten ausführen wie z. B. 
Sprechen, Schreiben, Rechnen oder Schachspielen.
Das Gehirn befähigt die Menschen zum 
Erlernen komplexer Zeichensystemen (Sprache), zur Erforschung von 
Regelmäßigkeiten der Wirklichkeit (Erfahrungswissenschaft), zur Erfindung von Hilfsgeräten für verschiedenste Zwecke (Technik), zur Bildung großer sozialer Verbände 
(Staaten) mit komplexen Organisationsformen und Institutionen (Recht, Moral) 
sowie zur Ausbildung 
kultureller Ausdrucksformen (Religion, Kunst, Musik, Dichtung und Literatur).
Durch die  Erfindung von Geräten und Hilfsmitteln für 
die verschiedensten Zwecke haben die Menschen ihre Handlungsmöglichkeiten 
ständig 
erweitert und die eigene Umwelt verändert. Dies war jedoch mit 
unvorhergesehenen 
Nebenwirkungen verbunden (Ausrottung von Tier- und Pflanzenarten, Verschmutzung 
und Vergiftung von Flüssen und Meeren, Veränderungen der Atmosphäre und des 
Klimas). Dieser Prozess hält weiterhin an.  
Evolutionstheoretische
Gründe für die begrenzte Lebensdauer 
der Individuen
Angesichts sich wandelnder Umweltbedingungen haben 
  sich nur solche Arten als langfristig 
  überlebensfähig erwiesen, die anpassungs- und entwicklungsfähig sind. Lebewesen mit festgelegten Eigenschaften sind dagegen auf eine 
stabile Umwelt 
angewiesen. Sie können keine andersgearteten Lebensräume besiedeln und gehen im 
Falle von starken Veränderungen 
der Umwelt zusammen mit den bestehenden Umweltverhältnissen unter. 
Die 
Anpassung der Arten an veränderte Umweltbedingungen ist dadurch 
möglich, dass das Genom bei der Fortpflanzung nicht immer völlig 
identisch auf die Nachkommen übertragen wird. Es kommen immer wieder zufällige Änderungen 
(Mutationen) vor, sodass sich einige Exemplare der neuen Generation von der 
bisher existierenden Art unterscheiden.
Zufällige
Mutationen verbessern in den allermeisten Fällen die Überlebenschancen nicht. Aber 
es ist möglich, dass sich unter den Mutationen hin und wieder auch eine befindet, die einen Überlebensvorteil mit sich bringt.
Dazu ein Beispiel. Durch eine Mutation ist die Färbung eines Schmetterlings 
verändert worden. Die veränderte Färbung verbessert die Tarnung, so dass eine 
geringere Wahrscheinlichkeit besteht, dass dieser Schmetterling von Vögeln 
gefressen wird. Dieser Schmetterling kann seine Gene also erfolgreicher 
weitergeben als ein Schmetterling mit der bisherigen Färbung. So kommt es, dass 
mit der Zeit ein immer größerer Anteil der Schmetterlinge die neue Färbung 
besitzt. 
Je mehr Fortpflanzungen stattfinden, umso mehr Mutationen können dabei auftreten 
und umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass darunter auch eine Mutation 
ist, die für das Überleben förderlich ist. 
Unter diesem Gesichtspunkt sind 
Arten, die sich alle 30 Jahre fortpflanzen, anpassungsfähiger im Falle von 
Veränderungen der Umwelt als 
Lebewesen, die uralt werden und sich nur alle 3000 Jahre fortpflanzen,
Die eigene Sterblichkeit ist gewissermaßen der "Preis", den die 
Individuen für die größere 
  Überlebensfähigkeit der eigenen Art zahlen.
Der Grund für die
  Zweigeschlechtlichkeit
Wenn die Fortpflanzung einer Art durch eine einfache Teilung und Verdoppelung 
der Chromosomen erfolgt, ergibt sich eine Veränderung der Erbinformationen nur 
durch Mutationen. Dies ist bei zweigeschlechtlich vorkommenden Arten anders.
Die Sexualität ermöglicht eine stärkere Variation der Erbinformationen bei den 
Nachkommen, denn die mütterlichen und väterlichen 
  Gene werden bei der Zeugung eines Nachkommen jeweils anders kombiniert. 
Dadurch ist jedes Individuum in Bezug auf seine Erbinformationen einmalig, wenn 
man einmal vom seltenen Fall eineiiger Zwillinge absieht. 
Die 
  größere Variation der genetischen Strukturen bei der geschlechtlichen Fortpflanzung 
erweist sich als  
  erfolgreicher für das Überleben von Arten als z. B. die starre Verdoppelung ein und 
desselben genetischen Codes bei der Knospung. Allerdings müssen bei der sexuellen Fortpflanzung 
die Keimzellen eines männlichen und eines weiblichen Individuums zusammengebracht werden. 
Durch die Zweigeschlechtlichkeit ergab sich auch die Möglichkeit zur 
"Spezialisierung" innerhalb einer Art - in weibliche und
männliche Individuen. Bei den Menschen konnte sich ein genetischer Unterschied zwischen 
  Mann und Frau herausbilden. 
Frauen besitzen 
  ein XX-Chromosom, Männer stattdessen ein 
  XY-Chromosom. Gene, die zwar auf dem XX-Chromosom vorkommen, jedoch nicht auf 
dem XY-Chromosom, führen dann zu "typisch weiblichen"   Eigenschaften. 
Umgekehrt führen Gene, die zwar auf dem XY-Chromosom vorkommen aber nicht auf 
dem XX-Chromosom, zu "typisch männlichen"   Eigenschaften.
Bei den Säugetieren tragen z. B. nur 
die Weibchen die Nachkommen aus und ernähren die Neugeborenen durch Milch 
produzierende Drüsen. Häufig sind die Männchen etwas größer und körperlich 
stärker als die Weibchen. Deshalb kann man bei den meisten Arten schnell 
erkennen, ob es sich um ein Weibchen oder ein Männchen handelt. Offensichtlich unterscheidet sich nicht nur das äußere Erscheinungsbild sondern 
auch die nervlich-hormonelle Steuerung beider Geschlechter. Dies betrifft auch 
das sexuelle Erleben und Verhalten.
Für die Unterschiede zwischen der männlichen und der weiblichen Sexualität bei 
Säugetieren ist von Bedeutung, dass ein  "promiskes"   Verhalten - also der Geschlechtsverkehr mit 
wechselnden 
Partnern - im Falle des Männchens zur Vergrößerung seiner Nachkommenschaft 
führt, während das beim Weibchen nicht der Fall ist. Ein Männchen kann heute ein 
Junges mit dem einen Weibchen zeugen und morgen mit einem anderen Weibchen das 
nächste. Ein Weibchen, dessen Eizelle befruchtet wurde, kann dagegen frühestens dann 
eine zweite Eizelle befruchten lassen, nachdem das erste Kind geboren wurde. 
Dies gilt auch für den Menschen.
(Beim Folgenden handelt es sich um theoretische Hypothesen, für die kein 
Anspruch auf gesicherte Erkenntnis erhoben wird.)
Außerdem gab es beim Menschen offenbar soziale Mechanismen zur Vermeidung der so 
genannten "Inzucht", die zu genetisch bedingten Schädigungen der 
Nachkommenschaft führt. Hierzu gehört neben dem Inzest-Verbot, das sich bei 
allen menschlichen Gesellschaften findet, der Raub von Frauen anderer Stämme sowie 
die Vergewaltigung und Entführung von Frauen besiegter Feinde. Beides scheint 
über lange Perioden der Menschheitsentwicklung gängige Praxis gewesen zu sein. 
Mit Einführung des Ackerbaus und dem 
Entstehen von Kultur und Zivilisation gab es immer 
wieder Fortschritte in Bezug auf Bewaffnung und Kampforganisation. 
Dadurch hing die erfolgreiche Fortpflanzung und Vermehrung 
der Männer zunehmend weniger von ihrem individuellen sexuellen Verhalten ab. 
Stattdessen war entscheidend, ob der eigene Stamm   in der Auseinandersetzung 
mit anderen Stämmen siegreich war. Wichtig hierfür waren stabile soziale 
Beziehungen in Form der Ehe, der Familie, des Eigentums und der Rechtsordnung, die ein organisiertes Zusammenwirken zahlreicher Individuen sowie 
die Weiterentwicklung und Weitergabe von Fertigkeiten und Kenntnissen möglich 
machten.
Unter diesen Bedingungen gefährdeten die archaischen "typisch männlichen" 
Verhaltensweisen im Bereich der Sexualität (Promiskuität, Rivalenkämpfe, Frauenraub) 
zunehmend die Stabilität jener Institutionen, in denen die Lebensmittel und die 
Werkzeuge produziert wurden und in denen die Aufzucht, Erziehung sowie 
Unterrichtung der Nachkommen stattfand. 
Dies bedeutet, dass  
Männer mit ihrer genetisch erworbenen Sexualität sehr viel schlechter in eine 
stabile, geordnete Gesellschaft passen als Frauen und dass sie mehr Probleme mit den Institutionen "Ehe" 
und "Familie"   haben. 
Dies stimmt überein mit der Tatsache, dass Prostitution und Pornographie vor allem für Männer von 
Interesse sind.   
Begrenzte Formbarkeit entgegen 
der genetisch verankerten Natur
 
Durch ihre Erbinformationen werden die Menschen nicht nur in Bezug auf Haarfarbe, Geschlecht und Körperbau bestimmt, sondern auch in Bezug auf die individuellen Unterschiede in Bezug auf das Nervensystem, die hormonale Steuerung und des Aufbaus des Gehirns. Wenn dies richtig ist, dann werden auch Temperament, Musikalität, Gedächtnisleistung oder Denkfähigkeit genetisch beeinflusst.
Die besondere 
Lernfähigkeit des Menschen
Der 
Mensch mit seinem ausgeprägten Großhirn  
ist besser als die andere Säugetiere 
zum Lernen fähig. Er kann aufgrund 
der Erfahrungen, die er mit der Umwelt macht, zu Verhaltensweisen und 
Gewohnheiten gelangen, die nicht genetisch verankert sind, sondern im 
Laufe des Lebens in seinem Gehirn gespeichert werden. Und diese Kenntnisse, 
Verhaltensregeln und Strategien kann das Individuum mit Hilfe der 
Sprache an andere Individuen und insbesondere an seine Nachkommen weitergeben, 
ohne dass diese Verhaltensmuster im genetischen Code verankert sein müssen.
Mit der Entwicklung der Schrift wurde diese "kulturelle Vererbung"   von einer Generation auf die nächste sogar 
unabhängig
von den 
Beschränkungen des menschlichen Gedächtnisses und von der persönlichen 
Unterweisung. Menschen konnten nun ihr Wissen aufschreiben und andere 
konnten es auch noch nach vielen Jahren lesen und darauf aufbauen. 
Dadurch war die Menschengattung immer weniger auf genetisch 
fixierte "instinktive"   
Verhaltensmuster angewiesen. 
Durch diese besondere Fähigkeit zur Erkenntnis der Wirklichkeit und durch die 
Umsetzung dieses Wissens in Werkzeuge, Techniken und Verhaltensregeln 
erwies sich der Mensch den andern Lebewesen als überlegen. Die Anzahl der Menschen auf 
dem Planeten Erde steigerte sich bis heute auf mehr als 6 Milliarden oder 6000 
Millionen gegenüber geschätzten 20 Millionen noch vor 5000 Jahren. Sie ist damit 
auf das 300fache gestiegen. Demgegenüber sind z. B. die Gorillas vom Aussterben 
bedroht. 
Dieser Erfolg der Gattung Mensch droht jedoch umzuschlagen, weil die  
explosionsartige 
Vermehrung zusammen mit einem ungebremsten Gebrauch der neuen technischen 
Möglichkeiten zunehmend die Umweltbedingungen zerstört, die die Menschen auf 
ihrem Raumschiff "Erde"   zum Leben 
brauchen. Ein Beispiel hierfür ist der Abbau der Ozonschicht, die die Menschen 
vor der krebserregenden ultravioletten Strahlung aus dem Weltall schützt, und 
die durch Abgase zersetzt wird.  
Problematische 
Erbeigenschaften des Menschen (Atavismen)
Aus der Entwicklungsgeschichte der 
Menschheit und der damit einhergehenden Entwicklung des genetischen Codes
lässt sich folgern, dass alle genetisch verankerten 
Eigenschaften des heutigen Menschen irgendwann  
in der Vergangenheit einmal einen 
Überlebensvorteil bedeutet haben müssen und sich deshalb durchgesetzt haben. 
Allerdings muss das, was unter früheren Lebensbedingungen einmal vorteilhaft 
war, nicht notwendig auch heute noch Überlebensvorteile mit sich bringen. 
Dazu ein 
Beispiel: Die Vorfahren der heutigen Menschen lebten bis vor einigen 10.000 
Jahren wahrscheinlich in überschaubaren Gruppen 
(Stämmen 
von ca. 500 Individuen). Diese Stämme lebten weitgehend unabhängig voneinander. 
Sie entwickelten so stammeseigene Traditionen (Bräuche, Sitten, Riten, Tänze, 
Gesänge, Verhaltensregeln etc.) einschließlich einer spezifischen Art von 
Sprache.
Sie konkurrierten allerdings mit anderen Stämmen um 
Jagdgebiete und andere Nahrungsquellen. Daraus ergaben sich immer wieder 
Konflikte und Kämpfe. Die Bereitschaft und die Ausbildung zum Kampf 
und letztlich zum Töten von Mitgliedern konkurrierender Stämme war unter solchen 
Bedingungen überlebenswichtig für die Stämme. 
Eine solche Aggressionsbereitschaft und Bewaffnung gegen 
fremde Gruppen wird jedoch für das eigene Überleben problematisch, wenn die 
Menschheit wie heutzutage in weltweiten politischen Bündnissen organisiert ist und wenn Waffen 
verfügbar sind, die alles Leben auf der Erde auslöschen können. 
Allgemein 
gesprochen heißt das: Durch die technische Entwicklung ändern sich die 
Lebensbedingungen der Menschen zum Teil rapide, während sich gleichzeitig die menschliche 
Natur nur sehr langsam verändert. Dies führt dazu, dass der heutige Mensch
 problematische "Atavismen"   aus grauer Vorzeit in sich trägt.
Für den Umgang mit solchen "unangepassten"   
Eigenschaften der menschlichen Natur bietet sich zum einen das relativ 
ungefährliche  spielerische Ausleben etwa im Fußballstadion oder vor dem 
Fernseher oder auch im Konzertsaal und in der Kunstausstellung an. Andererseits 
muss die moderne Technik den menschlichen Bedürfnissen 
angepasst werden und z. B. im Wohnungsbau und im Straßenbau so eingesetzt 
werden, dass vor allem den Kindern ein Zusammenleben in überschaubaren Gruppen 
möglich ist und der Kontakt zur Natur erhalten bleibt.
Die Auswirkungen 
von Wissenschaft und Technik
In der genetischen Evolution werden die "Erfahrungen"   der Organismen mit ihrer Umwelt in Form 
erfolgreicher neuer Gene aufbewahrt, in denen nützliche 
Eigenschaften und Verhaltensprogramme verankert sind. Mit der
 
Entwicklung von 
anderen Informationsspeichern - zuerst in Form von Gehirnzellen 
(Gedächtnis), dann auch davon 
unabhängig in Büchern oder anderen Speichermedien - löste sich die Entwicklung 
weitgehend von der genetischen Ebene ab und gewann eine eigene Dynamik.
Wissenschaft und Technik führten innerhalb vergleichsweise kurzer Zeiträume 
- bezogen auf die Jahrmillionen der Evolution organischen Lebens - zu tiefgreifenden  
Veränderungen der Verhältnisse auf der Erde. Technische Produkte wie Motoren, 
Generatoren oder Transistoren sind für das Leben und Überleben der inzwischen mehr als  
7 
Milliarden Menschen auf der Erde unentbehrlich geworden. Die moderne Genetik 
schafft sogar die Möglichkeit, das Genom eines Lebewesens gezielt zu verändern und damit die genetische Entwicklung der 
vorhandenen Arten zu beeinflussen.
Gleichzeitig wurde auch die Waffentechnik weiter entwickelt. 
Ferngelenkte Raketen, die atomare Sprengköpfe rund um den Globus tragen können, 
bieten die Möglichkeit, ganze Städte und Länder zu zerstören und unbewohnbar zu 
machen.
Wissenschaft und Technik haben dazu geführt, dass die Weltbevölkerung rapide 
zunahm. (Sie hat sich im 20. Jahrhundert nahezu vervierfacht). Die 
ungebremste Ausbeutung der Natur und die Nicht-Berücksichtigung von schädlichen 
Nebenfolgen der Technik drohen die menschlichen Lebensbedingungen langfristig zu 
zerstören (radioaktive Verseuchung, Rodungen mit Bodenerosion, giftige Abfälle, 
Zerstörung von Schutzschichten in der Atmosphäre, u. a. m.).  
Die Entwicklung der technischen 
Zivilisation hat dazu geführt, dass die Menschen, die über hunderttausende 
von Jahren in relativ kleinen und voneinander weitgehend unabhängigen Gemeinschaften 
- 
Stämmen oder Großfamilien - gelebt haben, nun 
rund um den Globus miteinander Handel treiben, telefonieren oder reisen.
Damit steigt die wechselseitige Abhängigkeit der Staaten, aber auch die 
Möglichkeit von Konflikten wird größer. Da eine internationale Rechtsordnung 
erst ansatzweise entwickelt wurde, kann es jederzeit dazu kommen, dass sich 
irgendein militärischer Konflikt einmal ausweitet und in einen Dritten Weltkrieg 
mündet.  
***
Siehe auch 
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Letzte Bearbeitung: 21.03.2013 / Eberhard Wesche
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